Die Gundelsheimer Brandserie, die seit vielen Monaten andauert, beschäftigt die Menschen im Ort, die Ermittler der Polizei und die Gundelsheimer Feuerwehr. Die Polizei geht von Zusammenhängen aus.
Hunderte Ballen Stroh stehen in Flammen, tagelang ist die Feuerwehr im Einsatz. Die Ereignisse am Dienstagabend lassen die Reihe von Feuern in und um Gundelsheim weiter anwachsen. An verschiedenen Orten in der Stadt hat es in den vergangenen Monaten gebrannt, die Polizei geht von Brandstiftung aus.
Ein eigens eingerichtetes, zwölfköpfiges Ermittlerteam untersucht Brandursachen und Zusammenhänge. Die Schäden dürften sich mittlerweile auf mehr als eine Million Euro summieren.
Zusammenhang liegt auf der Hand
Die Serie sorgt für Unruhe im Ort, zumal die Brandorte auf den ersten Blick keine Gemeinsamkeiten aufweisen. Doch gehen auch die Ermittler davon aus, dass die Feuer miteinander zu tun haben. Der Zusammenhang etwa zwischen Strohballen und Brandserie liege auf der Hand, sagte Frank Belz bereits am Mittwoch. Er ist Sprecher des Polizeipräsidiums Heilbronn. Man wolle den oder die Täter so schnell wie möglich ausfindig machen. „Schon deswegen ist es wichtig, keine Details zu den Ermittlungen zu veröffentlichen.“
Man habe ältere Feuer erneut untersucht und neu bewertet, führt Frank Belz aus. Zudem seien Experten des Landeskriminalamtes in Stuttgart zur Auswertung von Spuren hinzugezogen worden. Über die Ergebnisse der Untersuchungen will Belz aber nicht sprechen. Hinweise, die auf einen Zusammenhang mit dem Feuer hindeuten, dem am 10. Oktober eine Scheune im benachbarten Bad Friedrichshall zum Opfer fiel, lägen den Ermittlern derzeit keine vor.
Feuerwehr zwischenzeitlich an der Grenze der Belastbarkeit
Was mögliche Täter angeht, will der Gundelsheimer Feuerwehrkommandant Tobias Gärtner nicht spekulieren. Der 41-Jährige leitet die Wehr seit sechs Jahren und war bei allen größeren Bränden am Ort des Geschehens. Nach einer gewissen Zeit der Ruhe seit Mitte September sei man nun beunruhigt, dass die Serie weitergeht. Denn dass es sich um Brandstiftung handelt, sei aus seiner Sicht sehr wahrscheinlich. „Im Sommer, wenn es heiß ist, kann sich ein Strohballen auch mal von alleine entzünden“, sagt der Kommandant. „Aber zu dieser Jahreszeit? Sehr unwahrscheinlich.“
Zwischenzeitlich hatten die vielen Einsätze die Gundelsheimer Feuerwehr an die Grenzen der Belastbarkeit gebracht - ihr gehören nach Gärtners Angaben 170 aktive Feuerwehrleute an. „Es geht ja nicht nur um die Löscharbeiten selbst, sondern es gibt ja auch einen Einsatz nach dem Einsatz“, sagt der Brandbekämpfer. Dazu gehöre zum Beispiel das Reinigen der Fahrzeuge oder die Wartung von Schläuchen und Atemschutzgeräten in zentralen Werkstätten in Heilbronn und Neckarsulm.
Engagement erfordert viel Verständnis des Umfelds
Allein der personelle Einsatz sei hoch. In der ersten Zeit nach den eigentlichen Löscharbeiten blieben zehn bis zwölf Mann auf dem Feld bei Tiefenbach zurück - in der zweiten Nacht waren es noch vier. „Im Sommer gab es Wochen, da hat es zwei oder drei Mal in einer Woche gebrannt“, sagt Gärtner. „Wir haben 170 Aktive, da kann man ein bisschen durchtauschen, wer welchen Dienst hat. Aber das hat Grenzen.“ Zumal man die Belastung nicht unterschätzen dürfe.
„Man geht abends mit einem merkwürdigen Gefühl ins Bett, wenn man Angst hat, gleich wieder raus zu müssen“, sagt der Kommandant. „Der Schlaf ist dann auch nicht der beste.“ Das habe er auch von einigen Kameraden gehört. Immerhin gehe es um freiwilliges Engagement. „In solchen Phasen muss das Umfeld der Feuerwehrleute viel Verständnis aufbringen. Väter sind eine Zeit lang weniger zu Hause. Angestellte verlassen den Arbeitsplatz“, schildert Gärtner. „Das ist nicht immer einfach. Aber ohne dieses Verständnis geht es nicht.“
In einer kleinen Stadt komme hinzu, so der Kommandant, dass die Feuerwehrleute die von den Bränden Betroffenen oft kennen. „Da weiß man oft, wem das Haus, das Holz, das Heu oder das Stroh gehört haben und bekommt das Schicksal der Menschen mit.“ Auch das trage zur Belastung der Feuerwehrleute bei.
Belohnung für Hinweise
Für Hinweise zu den Bränden hat die Polizei eine Belohnung in Höhe von 4000 Euro ausgelobt. Die Beamten sind unter 07131-1044444 zu erreichen.