Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

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Feuerwehrmann festgenommen

Erneuter Schock in Reihen der Feuerwehr: Nach dem verheerenen Brand im Neckarsulmer Weingut Berthold Anfang Juli hat die Polizei am Freitag einen mutmaßlichen Brandstifter festgenommen: einen 18-Jährigen, der seit sieben Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr Neckarsulm ist. Er absolviert derzeit eine Lehre in einem Betrieb der Stadt. Nach der Festnahme eines Bad Friedrichshaller Floriansjüngers Mitte Mai ist es innerhalb kurzer Zeit im Landkreis Heilbronn das zweite Mal, dass Feuerwehrkräfte als Brandleger von der Polizei abgeführt werden.

Rund 720.000 Euro Sachschaden waren in der Nacht auf den 5. Juli im Weingut Berthold entstanden, als ein Feuer den Fuhrpark, Maschinen und eine Werkstatt komplett zerstörte. Weingutbesitzer Hermann Berthold, 56, ist völlig fassungslos. Er ist selbst seit 39 Jahren Feuerwehrmann. "Ich kann es gar nicht glauben", sagt er zu der Nachricht, dass jemand aus der eigenen Wehr der Brandstifter sein soll. "Mich bewegt das fast mehr als der Brand selbst." Bei einem technischen Defekt könne man nichts machen und müsse ihn akzeptieren. Aber dass es möglicherweise nur wegen einer absurden Freude am Zündeln geschah? "Ich kapiere es einfach nicht", sagt Berthold. Für den laufenden Betrieb hat das Feuer schwerwiegende Folgen. Neue Fahrzeuge werden nach Einschätzung Bertholds erst im Herbst zur Verfügung stehen.

Selbst verraten

Nach Polizeiangaben hat der 18-Jährige eingeräumt, das Feuer gelegt zu haben. Das Motiv ist noch unklar. Vernehmungen liefen am Freitag. Die Polizei prüft, ob der Azubi, der noch bei seinen Eltern wohnt, auch für andere Brände in der Stadt verantwortlich ist. Spätestens am Samstag soll er dem Haftrichter vorgeführt werden. Nach Stimme-Informationen war er bei den Löscharbeiten der Feuerwehr im Weingut mit im Einsatz.

Durch Angaben eines Zeugen, der verdächtige Äußerungen des jungen Feuerwehrmanns gemeldet hatte, kam die Polizei auf seine Spur. Ob der 18-Jährige sich in Feuerwehrkreisen verriet, dazu machen die Ermittler keine Angaben.

Seit der Verdacht besteht, ist es Neckarsulms Feuerwehrchef Wolfgang Rauh "unwohl", wie er am Freitag zugibt. "Wir waren alle überrascht." Der Festgenommene sei vorher nie negativ aufgefallen. Die Tat verurteilt er auf das Schärfste. Der mutmaßliche Täter habe der Feuerwehr "einen ganz großen Schaden" zugefügt. Bestätige sich der Verdacht, "wird er aus der Wehr ausgeschlossen". 158 Aktive und 48 Jugendfeuerwehrleute sind bei der Neckarsulmer Wehr. Ihr Einsatz unter gefährlichen Bedingungen dürfe durch einen mutmaßlichen Täter "nicht in Misskredit gebracht werden", hofft Rauh. In der 148-jährigen Feuerwehrgeschichte der Stadt sei es der erste Fall. Unter den Teppich kehre man nichts. Rauh: "Seit mehreren Tagen arbeiten wir mit der Kripo sehr eng zusammen."

Bedauern

Kreisbrandmeister Uwe Vogel wollte sich zu dem schwebenden Verfahren nicht äußern. Als "unglückliche Häufung, die bedauerlich ist", bezeichnet er die erneute Verhaftung eines Feuerwehrmanns in diesem Jahr. Dies ändere aber nichts an der "wirklich guten Arbeit" der rund 4000 aktiven Feuerwehrleute im gesamten Landkreis.

Hintergrund: Erste Festnahme im Mai

Nach einer Brandserie in Bad Friedrichshall-Untergriesheim hat die Polizei Mitte Mai einen 21-Jährigen aus dem Ort festgenommen, der ebenfalls in der Freiwilligen Feuerwehr war. Er sitzt in Untersuchungshaft. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft war er „weitgehend geständig“. Die Ermittler werfen ihm vor, in Scheunen, einem Kindergarten, einem Baustoff- und Strohlager Feuer gelegt zu haben.