Trübes grünbraunes Wasser, Sichtweite ein Meter und fünf Taucher mittendrin. Eigentlich sollen sich die angehenden Berufsfeuerwehrmänner ja nur an das Tauchen im Neckar gewöhnen, aber sie werden zu Müllsammlern. Einige rostige „Wasserleichen" liegen schon am Ufer unter der Götzenturmbrücke: drei Fahrräder, zwei Einkaufswagen und leere Geldkassetten.
Auf den ersten Blick sind nur die gelben Seile zu sehen, die von Signalmännern am Ufer und auf der Brücke gehalten werden. Nach ein paar Minuten tauchen die gelben Sauerstoffflaschen und die dazugehörigen Männer aus dreieinhalb Meter Tiefe wieder auf - mit einem Wäscheständer, den Überresten eines Motorrads oder einem Kickroller in den Händen. Wegen der Zweiräder wird die Polizei alarmiert, die die Rahmennummern mit denen von gestohlen gemeldeten Rädern vergleicht. Den Unrat entsorgt später das städtische Betriebsamt.
Für elf angehende Berufsfeuerwehrmänner gehört der Taucherlehrgang zu ihrer Grundausbildung. Geprobt wird für den Ernstfall. Etwa wenn jemand ertrunken oder ein Auto im Fluss versunken ist. „Die Suche läuft in 95 Prozent der Fälle über die Scheibenwischer-Technik", erklärt Markus Widmann, Lehrtaucher der Berufsfeuerwehr Heilbronn. Dabei schwimmt der angeleinte Taucher etwa zehn Meter in den Fluss. In diesem Abstand hält er die Leine straff und sucht dann nach links und rechts den Fluss ab. So können Gewässer systematisch durchsucht werden. Durch Ziehen an der Leine verständigen sich Signalmann und Taucher. Rüttelt der Taucher an der Leine, weiß der Signalmann, dass er etwas gefunden hat und beginnt den Taucher ans Ufer zu ziehen. Gegen die Orientierungslosigkeit im Wasser helfen Zeichen vom Signalmann. Zweimal ziehen an der Leine heißt „Tauch nach links", dreimal heißt „Nach rechts".
50 Tauchgänge
Ein Tauchgang dauert 20 Minuten, 50 davon müssen die Berufsfeuerwehranwärter absolvieren. „In Heilbronn muss jeder, der zur Berufsfeuerwehr will, einen Tauchschein machen", erklärt Widmann. Begonnen hat das Training im Freibad. 80 Prozent der Tauchgänge finden aber im Neckar statt, schließlich gibt es dort etwa 15 Einsätze pro Jahr. Auch das Tauchen bei Nacht, in Baggerseen und unter dem „Neckarbummler" üben die Feuerwehrmänner.
Bild: Sobald der Taucher etwas gefunden hat, gibt er Rüttelzeichen.