Die Wartezeiten auf neue Einsatzfahrzeuge sind lang, die Preise sind zuletzt stark gestiegen. Das bekommen Feuerwehren in der Region zu spüren. So dreht mancher Oldtimer länger seine Runden als geplant.
In der neuen Ausrückewache Süd in Bad Friedrichshall ist derzeit ein „einsatzfähiger Oldtimer“ stationiert, wie es Gesamtkommandant Marcel Vogt ausdrückt. Bis die Ersatzbeschaffung für das Fahrzeug Baujahr 1983 ausgeliefert ist, braucht es Geduld. „Die Lieferzeiten sind immens“, stellt nicht nur der Bad Friedrichshaller fest. Er nennt fehlende Rohstoffe und Personalmangel als Grund. Zudem sehen sich die Kommunen mit steigenden Preisen konfrontiert.
Beispiel Sülzbach: Rechnung fällt deutlich höher aus
Das beweist das Beispiel aus Sülzbach. Im Haushaltsplan 2020 waren für das Löschfahrzeug LF/10 427.000 Euro eingestellt. 68.000 Euro wurden im Nachtrag draufgesattelt. Der Preis lag schlussendlich bei knapp 464.000 Euro. Vom Land gab es 92.000 Euro an Förderung.
Kaum ist das neue Gerät in Betrieb, musste sich der Obersulmer Gemeinderat mit zwei weiteren Neuanschaffungen des gleichen Typs beschäftigen. Inzwischen liegt der Preis für zwei Fahrzeuge bei 1,2 Millionen Euro. Da mussten die Räte erst einmal schlucken. Sie erhoffen sich durch die Doppelbestellung einen Preisnachlass. Zudem verringere sich der Aufwand für Kommune, Ausschreibungsbüro und die Feuerwehr, wie Ordnungsamtsleiterin Larissa Woschko feststellt. Bei gleichem Fahrgestell und gleichem Aufbau bedürfe es nur einer Fahrt zum Hersteller.
Sammelbestellungen können Kosten sparen
90.000 Euro Einsparung bringt der Stadt Schwaigern die Sammelbestellung mit Brackenheim und Rottweil für die Beschaffung ihrer Drehleiter, die 930 000 Euro kostet. Durch dieses Verfahren habe man die drohenden Preissteigerungen bekämpfen können, hob bei der Auftragsvergabe im Dezember 2022 der beauftragte Dienstleister hervor. 40 Wochen, so die Schätzung, werde es bis zur Auslieferung dauern.
„Sammelbestellungen sind das Mittel der Zukunft“, ist Bad Friedrichshalls Kommandant Vogt überzeugt. Kommunen und Feuerwehren seien nicht mit Scheuklappen unterwegs. Auch Vogt weist auf Synergien hin, etwa bei der gemeinsamen Vorführung des Herstellers vor Ort. Wolfgang Rapp, Vorsitzender des Zweckverbands Feuerwehr Ellbachtal, hält Sammelbestellungen grundsätzlich für nicht unproblematisch, wenn er an die drei Anläufe vor ein paar Jahren bei der Papierbeschaffung im Weinsberger Tal denkt. In der Theorie höre sich das gut an, in der Praxis sei das definitiv nicht so. „Jeder hat andere Wünsche.“
Trotz Normung könnte nicht alles von der Stange genommen werden, macht Marcel Vogt deutlich, dass es bei der Fahrzeugausstattung auch Individuelles brauche. Bad Friedrichshall legt wegen der Routine im Einsatz Wert darauf, dass die Fahrzeuge möglichst baugleich sind, etwa der Schlauch immer an der gleichen Seite angebracht ist.
„Hat mich schier umgehauen“: Ein Drittel teurer
„Die Preissteigerungen sind immens“, kommt Rapp auf das benötigte HLF/10 zu sprechen. Der Zweckverband war von einer halben Million Euro ausgegangen, das einzige Angebot belief sich auf 674.000 Euro. „Das hat es mich schier umgehauen“, sagt der Ellhofener Bürgermeister. Solche Preissteigerungen belasteten die kommunalen Haushalte. Die Feuerwehr ging die Positionen noch einmal durch und schaffte es, 60.000 Euro einzusparen, weil alte Beladung übernommen wird. Für Rapp letztendlich nur ein Verschieben von notwendiger Ausstattung.
Bei Lieferzeiten von zweieinhalb Jahren müsse der Hersteller sein Risiko steigender Energie- und Einkaufspreise absichern, nennt Rapp einen weiteren Grund für die Preissteigerungen. Arbeitsteilung machten der Landkreis Heilbronn und die Stadt Neckarsulm bei der Bestellung von drei Wechsellader-Fahrzeugen. Der Vorteil wurde jedoch wieder aufgefressen, weil der Kauf im Frühjahr 2022 voll in die Rohstoffkrise fiel, berichtet Kreisbrandmeister Bernd Halter. Aus den budgetierten 220 000 Euro pro Exemplar werden rund 300.000 Euro. Die Auslieferung wird 2024 erwartet.