Die freiwilligen Feuerwehren im Land wollen attraktiver für junge Menschen werden. Deshalb müsse das Eintrittsalter in den aktiven freiwilligen Feuerwehrdienst von 18 auf 16 Jahre abgesenkt werden, forderte der Landessfeuerwehrverband. Wir haben deutliche Zuwächse bei der Feuerwehrjugend, sagte Verbandspräsident Frank Knödler in einem dpa-Gespräch anlässlich der Verbandsversammlung in Reutlingen. Wenn die Jugendlichen aber vom achten bis zum 18. Lebensjahr nur Schläuche ausrollen dürfen, ist das demotivierend. So werden wir nicht alle halten können.
Verluste Knödler sagte, dass sich die demographische Entwicklung zunehmend negativ auswirke. Im Bereich der Aktiven haben wir in den letzten 16 Jahren 8000 Mitglieder verloren, insgesamt wird unsere Mitgliederzahl also weniger. Er rechnet mit einem verstärkten Wettbewerb von Vereinen und Verbänden um den Nachwuchs. Auch Innenminister Heribert Rech (CDU) betonte bei der Versammlung, es sei wichtig, neue Feuerwehrleute zu gewinnen. Dazu müssten die gesetzlichen Rahmenbedingungen so geändert werden, dass die Mitarbeit in der Feuerwehr auch für Menschen reizvoll werde, die sich bisher nicht dafür interessiert hätten. Verbandspräsident Knödler hält attraktivere Angebote für notwendig, um Jugendliche für den Freiwilligendienst zu begeistern. Nichts gegen Sport- oder Musikvereine: Aber aus unserer Sicht sollten Kinder und Jugendliche gar nicht erst dorthin gelangen, weil sie sonst uns verloren gehen. Es wird einen Kampf geben - und derjenige, der das attraktivste Angebot macht, wird die Menschen an sich binden.
Mädchenanteil Auch um Frauen muss die Feuerwehr nach Knödlers Überzeugung künftig verstärkt werben. Bei den Jugendfeuerwehren liege der prozentuale Anteil der Mädchen heute zwischen zwölf und 15 Prozent. Hier sei noch mehr möglich. Wir müssen die Frauen speziell motivieren: Man muss ihnen vermitteln, dass sie keine zweite Wahl sind. Dass sie genauso wie jeder Feuerwehrmann jegliche Position bis hin zum Feuerwehrkommandanten erreichen können. Sonja Hestler (21), seit neun Jahren Mitglied bei der Freiwilligen Feuerwehr Eningen-Unterachalm, sieht eine leichte Trendwende beim Interesse der Frauen für die Feuerwehr: Es kommen viel mehr Mädchen zur Jugendfeuerwehr als zu der Zeit, als ich angefangen habe. Meist fänden sie den Weg über Freundinnen, die schon aktiv sind. Hestler ist eine von sechs Frauen unter mehr als 80 freiwilligen Kräften in Eningen.
Weiteres wichtiges Thema bei der Versammlung war die Finanznot in vielen baden-württembergischen Kommunen. Knödler: Immer wieder gibt es dadurch Probleme bei der Ersatzbeschaffung von Wagen und Geräten. Vieles wird zunehmend auf die lange Bank geschoben: Fahrzeuge, die nach 25 Jahren ausgewechselt werden sollten, werden weiter verwendet. lsw
Foto: Jugendliche sollen bald auch die Möglichkeit haben, bei großen Feuerwehreinsätzen mit an vorderster Front zu stehen.
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