Rauchschwaden dringen aus der Kindertagesstätte im Mühlweg in Neuenstadt. In der Ferne sind mehrere Martinshörner zu hören, mehr als 100 Zuschauer aller Altersgruppen warten trotz strömenden Regens, bis die Einsatzkräfte eintreffen. Wie immer ist das Interesse groß, wenn die Freiwillige Feuerwehr Neuenstadt eine Großübung im Programm hat.
Gesamtkommandant Hartmut Schaffroth hat den Plan in der Hand und wartet ebenfalls, bis die ersten Fahrzeuge eintreffen. Der erfahrene Feuerwehrmann mit den drei silbernen Sternen auf den neu eingeführten Schulterklappen sorgt dann dafür, dass die Bürger verstehen, was da gerade geschieht.
Zuerst trifft der Einsatzleiter mit dem Kommandowagen ein und fährt am Brandort vorbei. Schaffroth erklärt: „Die unwichtigen Fahrzeuge werden abseits abgestellt, damit sie nicht stören.“ Der Einsatzleiter, am heutigen Tag ist das Andreas Küstner, verschafft sich einen ersten Überblick, dann kommen auch schon die großen Fahrzeuge, und los geht es mit dem ersten Angriff. Schläuche werden ausgerollt und angeschlossen, ruckzuck liegen sie einsatzbereit auf der nassen Straße.
Orientierung Der erste Angriff, erklärt der Kommandant, geht immer über das Treppenhaus: Erst müssen alle wissen, „was ist los“? Die Lösch- und Rettungstrupps können nicht einfach ins Ungewisse rennen. Der Eigenschutz ist immens wichtig: Alle, die reingehen, sollen auch gesund wieder nach Hause kommen. Hartmut Schaffroth erinnert an den Feuerwehrgrundsatz: „Nie an einem Feuer vorbeilaufen.“ Bald beginnt die Mannschaft, Verletzte, gespielt von Angehörigen der Jugendfeuerwehr, zu retten. Dabei wird überdeutlich, wie wichtig das Fahrzeug mit der Drehleiter sein kann. Aber auch zu Fuß werden Verletzte mit der Trage gerettet. Im Freien warten schon die Helfer des DRK-Ortsvereins Neuenstadt. Die gut ausgebildeten Sanitäter rund um Norman Schneider versorgen zehn Verletzte. Auch Bürgermeister Norbert Heuser ist da. Wenn Evakuierungen notwendig sein sollten, kann er, als Chef der Ortspolizeibehörde, solche anordnen.
Am Ende gibt es sofort nach dem Einsatz eine Manöverkritik, die aber gnädig ausfällt, denn der Gesamtkommandant ist sehr zufrieden mit dem Einsatzverlauf. Hartmut Schaffroth ist überzeugt, dass solche Übungen unverzichtbar sind: „Die Kindertagesstätte wurde neu gebaut, wenn hier einmal ein Einsatz notwendig wäre, dann ist es besser, wenn wir das Gebäude schon einmal von innen gesehen haben.“
Pressesprecher Markus Schuster sieht weitere Vorteile in diesen Übungen: „Die Bürger können zuschauen und teilnehmen. So können sie sich identifizieren mit ihrer Feuerwehr.“ Damit verbunden ist auch die Werbung für Nachwuchs. Zwar sind die Neuenstadter derzeit zufrieden mit der Aktivenzahl und dem Nachwuchs, doch unentwegt müssen personelle Lücken geschlossen werden.
Wegzüge Kommandant Schaffroth weiß, dass von den derzeit 40 Kindern und Jugendlichen, die zur Jugendwehr von Simon Kumm kommen, leider nicht alle zu den Aktiven wechseln können: „Wegen der Wohnungsknappheit in Neuenstadt ziehen viele weg.“ Und Erwachsene als Anfänger zur Teilnahme an der Feuerwehr zu bewegen? Diese Chance steht nahe null.
Bild: Bei einer Großübung an und in der Kindertagesstätte im Mühlweg zeigte die Neuenstadter Feuerwehr ihre Einsatzfähigkeit.Foto: Agentur Kochertal