Der Alarm geht in der Leitstelle um 16.16 Uhr ein. Nur sechs Minuten später sind die ersten Fahrzeuge am Einsatzort. In der Bad Rappenauer Vulpiusklinik ist ein Brand ausgebrochen, Patienten müssen gerettet werden. Dass sie für diese Aufgabe gewappnet sind, beweisen Feuerwehrleute aus der Kernstadt, Fürfeld und Grombach am Samstagnachmittag bei einer Übung.
Der Schauplatz ist ideal, um den Ernstfall zu proben. Eine Station im zweiten Obergeschoss des Krankenhauses steht leer, weil sie saniert werden soll. „Deshalb können wir hier eine schöne Übung machen“, sagt Geschäftsführer Joachim Off.
Drei Dummys liegen schon auf dem Boden. Die schweren Puppen müssen später geborgen werden. Blitzlicht soll Feuer simulieren, eine Maschine produziert künstlichen Rauch. „Das ist quasi Diskonebel“, erläutert der Pressesprecher der Wehr, Axel Klumbach. Aus einem Lautsprecher sind Hilferufe und Geräusche von brechendem Glas zu hören. Das Übungsszenario soll realistisch sein. „Was wir hier wollen, ist, die Leute unter Stress zu setzen“, verdeutlicht Stadtkommandant Felix Mann, der Übungsleiter.
Verzweiflung
Bewusst ist der Kurzzeitparkplatz vor der Klinik nicht von abgestellten Autos geräumt worden. Auf engem Raum müssen die Wehrleute die Drehleiter in Position bringen. Rasch wird der Korb ausgefahren. „Beeilt euch“, ruft ein verzweifelter Patient, den ein Krankenpfleger mimt, aus einem Fenster. Die schauspielerischen Qualitäten beeindrucken auch Bad Rappenaus Oberbürgermeister Hans Heribert Blättgen: „Da bringt er richtig Stimmung rein.“ Die Bergung des vom Feuer Eingeschlossenen dauert nur wenige Minuten.
In Windeseile werden Schläuche verlegt. In die brennende Station dringen Atemschutzgeräteträger vor und suchen nach sechs Vermissten. Zuvor hat das Klinikpersonal bereits fünf bettlägrige Patienten in Sicherheit gebracht. Rasch erkennen Übungsbeobachter, wie wichtig eine Brandschutztür in der Mitte eines langen Ganges ist. Sie verhindert, dass der giftige Rauch in die angrenzende Bereiche gelangt. Für Kommandant Mann eine der wichtigsten Einrichtungen im Krankenhaus: „Der vorbeugende Brandschutz ist das A und O.“
Bei fast null Sicht kämpfen sich die Feuerwehrleute zu den Verletzten durch und bringen sie in Sicherheit. Ein Knochenjob, wiegt doch allein ihre lebenswichtige Spezialausrüstung 20 bis 25 Kilogramm. „Das ist schon kräftezehrend“, weiß der Übungsleiter. Und wenn so ein Dummy geschleppt werden muss, bringt der nochmals 80 bis 90 Kilogramm auf die Waage.
Gedanken
Zwischendrin gibt es regelmäßige Besprechungen der Führungskräfte. „Wir müssen uns zehn Sekunden Zeit nehmen und Gedanken machen“, erklärt der Stadtkommandant den Hintergrund. „Dann verlaufen die nächsten zehn Minuten reibungsloser.“
Inzwischen liegen alle Verletzten an einem Sammelplatz im Freien und werden von Feuerwehrleuten betreut. „Brand gelöscht“, meldet Einsatzleiter Thomas Wachno um 16.50 Uhr an der mobilen Kommandostelle und verteilt an die Medien ein erstes Kurzprotokoll: 45 Feuerwehrkräfte, sieben Einsatzfahrzeuge, sechs Gerettete.
Fazit
Klinik-Geschäftsführer Off lobt die Blauröcke für ihre Professionalität: „Es hat alles wie am Schnürchen geklappt, und die Bad Rappenauer Feuerwehr hat einen hervorragenden Eindruck hinterlassen.“ Auch der Kommandant istzufrieden. Vorbereitungen und Abläufe hätten gestimmt. „Mir sind keine gravierenden Fehlschritte aufgefallen“, lautet Manns erstes Fazit.