Ungewöhnlicher Test soll vor weihnachtlichen Brandrisiken warnen
Die Hauptsaison ist eröffnet. In der Nacht von Montag auf Dienstag rückte die Heilbronner Wehr zum ersten brennenden Adventskranz aus. In keiner anderen Zeit des Jahres ist das Brandrisiko größer als in der Weihnachtszeit, sagt Günter Baumann, Sprecher der Retter. „Denn in keiner anderen Zeit wird mehr mit offenem Feuer hantiert." Von beschaulicher Adventszeit und Stiller Nacht kann für die Feuerwehren also keine Rede sein.
Um zu demonstrieren, wie groß die Feuergefahr ist „und um die Leute vorsichtiger zu machen", sind die Feuerwehrleute im Hof ihrer Heilbronner Leitzentrale selbst zu Brandstiftern geworden. Denn, so Baumann, „die Leute denken immer, ein Baum brennt halt. Aber wie der brennen kann, das wissen die meisten nicht." Um Echtbedingungen zu schaffen, opferten die Retter sogar eigene Christbaumkugeln und Lametta, mit denen sie die Test-Christbäume schmückten. Die Nadelgehölz-Probanden waren Spenden von Baumärkten und Vereins-Weihnachtsfeiern.
Ziel des ersten Versuches war es, zu zeigen, dass das Brandrisiko mit der Standdauer des geschlagenen Baumes extrem zunimmt. Zunächst hielt Günter Baumann ein handelsübliches Feuerzeug an eine vor drei Wochen geschlagene Fichte - ohne Wirkung. Der Baum ignorierte die Flamme nicht nur, er blies sie sogar aus! Unglaublich, aber wahr: Die Feuchtigkeit in den Nadeln, erklärt Baumann, wird unter dem Feuerzeug zu Dampf, der die kleine Feuerquelle auspustet. Selbst Baumanns Wehrkollege Eckhard Ay traute seinen Augen nicht und legte selbst Hand an. Doch auch er scheiterte als Brandstifter kläglich. Erst mit einem massiven Bunsenbrenner-Angriff war der Baum in Brand zu stecken. Allerdings ließ sich so die Pflanze nicht gänzlich abfackeln. Ohne Nachschub aus dem Bunsenbrenner erlosch der Brand. Versuchserkenntnis: Frische Bäume geraten schlecht in Brand. Ältere dagegen umso schneller.
Um dies zu demonstrieren, steckte die Heilbronner Feuerwehr einen Christbaum extra zwei Tage in den Trockenschrank. Als Günter Baumann das Feuerzeug ansetzt, muss er sich fast in Sicherheit hechten. Denn was nun passiert, gleicht einer Explosion. Das Harz in den ausgedörrten 400 000 Nadeln, die ein handelsüblicher Weihnachtsbaum etwa hat, bildet mit dem Dampf der verbliebenen Flüssigkeit ein brennbares Gemisch, das viel Druck aufbaut, so dass einfache Scheiben in dem Raum zerbersten. Baumann: „Das Inferno ist nicht mehr aufzuhalten."
Prima Geschenk Heilbronns Feuerwehr hat sich dazu entschlossen, in ihrer Leitzentrale aus Sicherheitsgründen einen Weihnachtsbaum aus Plastik aufzustellen. Zwar rät Baumann nicht generell vom Naturbaum ab. „Aber ein Eimer Wasser sollte immer in der Nähe stehen." In manchen Altersheimen und im Heilbronner Krankenhaus seien dagegen Naturkerzen längst aus Sicherheitsgründen tabu, nimmt der Fachmann befriedigend zur Kenntnis. Außerdem gibt es für ihn ein ideales, preiswertes Geschenk, das eigentlich unter keinem Weihnachtsbaum fehlen sollte, egal wie trocken die Tanne ist: ein Rauchmelder.
Bild 1: Günter Baumann legt Feuer. Ein kleiner Funke am trockenen Baum genügt.Bild 2: Sofort lodern Flammen hoch. Das Feuer springt von Nadel zu Nadel über.Bild 3: In einer Kettenreaktion breitet sich der Brand explosionsartig aus.Bild 4: Total verkohlt. Sogar das Lametta ist abgefackelt. (Fotos: Feuerwehr)