Orgel oder Feuerwehrspritze, da mussten sich anno 1880 die Gemeinderäte in einer finanziell klammen Kommune entscheiden. Es wurde die Orgel. Als es dann wenig später im Rathaus brannte, rief der Bürgermeister: \"Jetzt orgelt!\"
Ein Witz im Neudenauer Ratsrund. Der Bauhistoriker Gerd Schäfer aus Schwäbisch Hall hatte aber nicht nur launige Sprüche, sondern auch handfeste Pläne dabei für die Sanierung des Altbaus, in dem auch der Gemeinderat tagt, und für den Erweiterungsbau der Feuerwehr. \"Dass der Standort nicht ideal ist, wissen wir alle. Die Alternative für uns war, ein neues Gebäude auf der grünen Wiese zu bauen. Bei einem Vorfall wie dem jüngsten Brand im Ort hätten wir dann die Situation gehabt, dass unsere Leute erst am brennenden Dachstuhl vorbei zu den Einsatzfahrzeugen hätten fahren müssen\", sagte Bürgermeister Manfred Hebeiß.
Neue Räume Der vorgestellten Planung waren andere vorausgegangen. Die Lösung, die nun gefunden wurde, habe auch den Kreisbrandmeister Uwe Vogel begeistert, sagte Gerd Schäfer. Das Projekt ist in zwei Abschnitte unterteilt. Zum einen die Sanierung des derzeitigen Feuerwehrgebäudes, von dem künftig nur noch das Erdgeschoss als Garage für kleinere Fahrzeuge von der Wehr genutzt wird, und zum anderen ein westlicher Anbau, der für die Bedürfnisse einer modernen Feuerwehr zugeschnitten ist. Dieser Anbau beinhaltet Mannschaftsräume, auch für weibliche Mitglieder, einen Jugendraum, eine Kleiderkammer, moderne Sanitäreinrichtungen.
Mit Faltwänden versehen können je nach Bedarf auch größere Räume geschaffen werden. Angeschlossen ist eine Garage mit einer Übungswand, die gleichzeitig eine statische Komponente darstellt. Ein Blechdach legt sich wie ein Segel über das Gebäude und soll den Kontrast zwischen Alt und Neu unterstreichen.
\"Was sagt denn das Denkmalamt dazu\", wollte Gemeinderat Ewald Stelzig-Krombholz wissen. Da gebe es keine Problem, so Schäfer: \"Im ganzen Ort gibt es kein einziges gerades Dach. Und dieses Ensemble hier duckt sich hinter dem bestehenden Gebäude. Es ist so etwas wie ein Stück moderner Stadtmauer.\"
Parkplätze Das Problem mit den Parkplätzen für die Feuerwehrmänner wird durch eine vom Hofgraben anfahrbare, in drei Ebenen aufsteigende, öffentliche Parkfläche gelöst. Die bisherige Einfahrt soll als Alarmanfahrt bei Bedarf mit einer Schranke versehen werden und ansonsten als Fußweg begehbar sein. \"Oben fallen neun Parkplätze weg, dafür werden unten 37 geschaffen\", betonte Gerd Schäfer. Laut der Planung erhält die Feuerwehr 800 Quadratmeter Nutzfläche, 480 Quadratmeter stehen für andere Nutzung zur Verfügung. Der Gemeinderat entschied anschließend einstimmig, die Planung so fortzuführen und vergab die weiteren Planungsaufträge an das Büro Schäfer.
Die Verwaltung muss jetzt die Förderanträge auf den Weg bringen. Man rechnet mit einem Baubeginn im Spätsommer oder im Herbst des Jahres 2012.
Bild: Das denkmalgeschützte Gebäude im Ortskern von Neudenau bleibt die Heimat der Feuerwehr. Ideen für einen Neubau auf der grünen Wiese wurden verworfen. Foto: Waltraud Langer