Das Martinshorn und die Blaulichter sind schon angeschraubt, statt Sitzreihen im Innern dominiert die große Weite: Bei der Heilbronner Berufsfeuerwehr werkeln die Kfz-Spezialisten um Hauptbrandmeister Frank Brandl derzeit in einer besonderen Mission. Bis zum Herbst soll ein zehn Jahre alter Linienbus der Regional Bus Stuttgart GmbH (RBS) zur tauglichen Einsatzzentrale umfunktioniert werden und bei Großbränden oder Hochwassereinsätzen wertvolle Dienste leisten. Unser bisheriger Einsatzleitwagen ist 34 Jahre alt. Der ist fertig, verweist Feuerwehrkommandant Eberhard Jochim auf die Hintergründe.
Platzfrage Der Vorgänger war ein Kastenwagen von sechs Meter Länge, jetzt folgt ein stattlicher Ex-Linienbus mit Zwölf-Meter-Gardemaß. Für die Feuerwehrführung ist es wichtig, in einer Einsatzzentrale Platz zu haben für große Plankarten, Luftbilder und die komplexe Funktechnik. Jochim: Bei Großeinsätzen sind schon mal bis zu acht Führungskräfte von Feuerwehr, Polizei, Rettungsdienst und einer Firma zur Lagebesprechung dabei.
Bei starkem Regen oder Sturm können Sie im Freien ja keine Unterlagen aufschlagen. Deshalb wird ein großer Tisch mit acht Plätzen in den neuen Bus eingebaut. Ein absenkbares Lagekarten-Board und ein Beamer für PC-Projektionen ergänzen das Inventar. Der hintere Busteil wird mit der Funktechnik und drei Funktischen bestückt. Die Verbindung zur Leitstelle und zu allen Einsatzleitern vor Ort soll problemlos ablaufen. Wenn 100 Leute oder mehr im Einsatz sind, müssen Sie alles vernünftig koordinieren können, verteidigt auch Vize-Kommandant Achim Gruber das neue Bus-Zeitalter.
50 000 Euro hat die Feuerwehr für den Bus bezahlt. Umbau- und Technikkosten von rund 120 000 Euro sind veranschlagt. Fast alles läuft in Eigenregie, nur die sensible Funktechnik installiert eine Fachfirma.
Gut in Schuss Zehn Jahre und 700 000 Kilometer hat der Bus mit dem neuen Kennzeichen HN-F-2612 auf den Achsen. Mit zehn weiteren Einsatzjahren rechnet Jochim. Der ist noch sehr gut in Schuss, lässt Werkstattleiter Frank Brandl auf das gute Stück nichts kommen. Neue Klappen hat seine Crew an den Busaußenseiten angeschweißt, um Stauraum für Feuerwehrgeräte zu schaffen. Seitenklappen gibt es bei Linienbussen normalerweise nicht.
Wann die rote Feuerwehrfarbe außen drauf kommt? Erst ganz am Ende, meint Brandl schmunzelnd. Es wäre sonst fatal, wenn noch etwas umgebaut werden müsste.
Den Busführerschein müssen die Feuerwehrmitglieder nicht zusätzlich bestehen. Der Bus wird für Feuerwehreinsätze angemeldet, für maximal acht Personen ist er zugelassen. Dafür reicht der normale Lkw-Führerschein. Eine erste Probefahrt hat auch Eberhard Jochim bereits absolviert. Mann muss in Kurven schon etwas weiter außen fahren, beschreibt er die neuen Dimensionen.
Vorreiter in Sachen Feuerwehrbus sind die Heilbronner jedenfalls nicht. In Karlsruhe, Bochum, Köln oder Münster gibt es bereits rote Busse. Eine Wehr hat sogar eine Küchenzeile in den Mehrtonner eingebaut. Quatsch nennt Jochim das. Wir müssen beim Einsatz Platz haben.
Bild: Blaulicht und Martinshorn sind am Bus schon dran. Frank Brandl, Leiter der Feuerwehr-Kfz-Werkstatt, legt gerade mit der Silikonspritze Hand an. (Foto: Rabea Sattar)
Skizze: So soll er mal aussehen, der neue Bus der Heilbronner Feuerwehr. Für 50000 Euro haben die Floriansjünger das zehn Jahre alte Fahrzeug gekauft. (Quelle: Feuerwehr Heilbronn)