In einer amüsanten Aktion haben sieben Freiwillige der Eppinger Feuerwehr eine Kenzia-Palme aus dem siebten Stock abgeseilt. Der Baum war der Besitzerfamilie Davids über den Kopf gewachsen. Statt der Axt winkt der Palme nun eine sonnige Zukunft in der Heilbronner Fußgängerzone.
Wer am Donnerstagabend gegen 20 Uhr durch die Eppinger Bismarckstraße ging, traute seinen Augen kaum: Eine vier Meter fünfzig hohe Palme samt gut eingepacktem Topf kam da, an einem Kletterseil befestigt, ganz langsam die hohe Hauswand 21 Meter tief heruntergesegelt. Am Fenster beobachtete das Ehepaar Davids das Geschehen. Die Eheleute hatten das gute Stück über Jahrzehnte hinweg gepflegt, bis das Wohnzimmer zu klein wurde. Mit Hilfe der Feuerwehr und eines Kipplasters ging der Tropenbaum auf die ungewöhnliche Reise.
Amüsiert verfolgte auch Gottfried Friz, Inhaber des gleichnamigen Bettenhauses in Heilbronn, das Geschehen. Er hatte nach einem Kundengespräch mit der Familie Davids den Stein ins Rollen gebracht und die von der Familie so heiß geliebte Palme, die das Ehepaar im Jahr 1962 zur Hochzeit bekommen hatte, vor dem Tod durch Zersägen bewahrt. Friz war eigentlich gekommen, um das Paar in Sachen neue Matratzen zu beraten, als Elfrun Davids ihm mit Tränen in den Augen ihr Leid klagte. Zu groß sei er geworden, der Baum, der für die beiden schon zum Familienmitglied geworden sei und vier Umzüge mitgemacht hatte.
Friz wollte helfen, fand Mitstreiter in der Heilbronner Gärtnerei Reinwald, die nicht nur den Transport übernahm, sondern künftig im Winterquartier die Palme auch vor Schnee und Frost schützen will. Und in der Eppinger Feuerwehr, die minutiös sogar mit Zeichnungen diesen Sondereinsatz geplant hatte. „Mein Mann und ich haben die letzte Nacht kein Auge zugemacht“, gesteht Elfrun Davids, so aufgeregt sei sie gewesen. Palmenretter Friz hat ihr, damit die Lücke im Wohnzimmer nicht zu lange klafft, eine neue Palme der gleichen Sorte versprochen - nur etwas kleiner. „Die werde ich dann die nächsten 35 Jahre gießen und pflegen“, verspricht Elfrun Davids, die sich schweren Herzens von ihrem Baum verabschiedete. „ rgerlich nur, dass ich noch nicht mal mehr weiß, von wem wir sie zur Hochzeit bekommen haben.“ Eine sonnige Zukunft mit viel Licht und Bewunderung soll der Palmenschönheit vor dem Bettenhaus in der Heilbronner Fußgängerzone gewiss sein.
Auch die Eppinger Feuerwehrleute unter der Einsatzleitung von Martin Kemmler hatten ihren Spaß an dieser Aktion. Den Topf hatten sie in einen Gurt gepackt, der eigentlich zur Rettung von Tieren im Notfall vorgesehen ist. Das Kletterseil, an dem die Kenzia herabschwebte, sei normalerweise zur Menschenrettung vorgesehen. Palmenbesitzerin Elfrun Davids ist letztlich mehr erleichtert als traurig, kann sie doch ihren Liebling weiterhin immer besuchen gehen, wenn sie möchte. Und sie hat wieder Platz in ihren eigenen vier Wänden.
Eine viereinhalb Meter hohe Palme seilten Feuerwehrleute aus einer Eppinger Wohnung ab. Der Baum zieht um nach Heilbronn. (Foto: Susanne Walter)