Harald Zeyer leert sich den Kropf. 20 Jahre lang war der 48-jährige Brackenheimer Feuerwehrmann Kommandant, in dieser Zeit auch sieben Jahre stellvertretender Kreisbrandmeister. Die Lust an der Verantwortung ist ihm vergangen. Zum Abschied holt er zum Rundumschlag gegen die komplette Führungsriege aus.
Ziel Nummer eins: Kreisbrandmeister Uwe Vogel habe in den vergangenen Jahren kaum den Weg nach Brackenheim gefunden. Zeyer: "Zu meinem Abschied habe ich ihn deshalb auch nicht eingeladen." Sauer ist Zeyer, weil sich Vogel 2009 nicht beim Jubiläum zum 150. Geburtstag der Brackenheimer Wehr habe sehen lassen. Vogel sei zwar im Rahmen des Landratsamtsausflugs auf dem Festgelände gesichtet worden − in Motorradkluft. "Ein offizieller Besuch war das nicht."
Ohnehin fühlt sich Zeyer von Vogel nicht gut vertreten. "Es fehlt der Rückhalt; auf Aussagen kann man sich nicht verlassen." Dessen Vorgänger, Hans Wilhelm Hansmann, hingegen habe so manchen Strauß für die Feuerwehren ausgefochten. "Und bezüglich der Einsatzpläne gab"s eine klare Linie." Beispiel: der Brand bei der Firma Reese Ende 2007. Brackenheim war im Einsatz. Heilbronn kam als Überlandhilfe. Der Kreisbrandmeister alarmierte noch die Neckarsulmer Kameraden nach. "Das war unnötig, der Brand eine Bagatelle," schimpft Zeyer.
Ziel Nummer zwei: Von Reinhold Korb, bis 2009 Chef des Kreisfeuerwehrverbandes, heute dessen Ehrenvorsitzender, fühlte sich Zeyer nicht ernstgenommen. Weil er mit seiner Kritik nie hinterm Berg gehalten habe, sei er vom Kreisfeuerwehrverband nicht mehr zu Sitzungen eingeladen worden.
"Wenn es fünf Klassen in der Feuerwehr gibt, dann sind wir auf Rang vier", glaubt Zeyer, der mit fast 300 Mitgliedern eine der größten Wehren im Landkreis Heilbronn führte. "Man muss von der Klassenbildung abkommen, dass es gute Feuerwehren gibt, sehr gute und solche, die man nicht braucht." Außerhalb von Neckarsulm (Kommandant ist Hermann Jochim) und Heilbronn (Jochims Bruder Eberhard ist Chef der Berufsfeuerwehr und stellvertretender Kreisverbandschef) gebe es schließlich auch gut ausgebildete Wehrmänner. "Wir im Zabergäu kommen ja schließlich nicht auf der Brotsuppe daher geschwommen."
Ziel Nummer drei: An dem neuen Chef des Kreisfeuerwehrverbands, Reinhold Gall, hat Zeyer nicht viel auszusetzen. Aber die Mails aus dem Wahlkreisbüro des SPD-Landtagsabgeordneten stören ihn. Die Feuerwehr sollte nicht politisch werden. "Ich wüsste nicht, warum der Kreisfeuerwehrverband Heilbronn gegen die Landesregierung wettern müsste."
"Harald Zeyer ist ein Quertreiber", ärgert sich Reinhold Korb. "Er hat 20 Jahre eine gute Arbeit geleistet und schadet jetzt am Schluss vor allem sich selbst, aber auch den Feuerwehren." Für Eifersüchteleien und Kompetenzgerangel hat Korb kein Verständnis und steht damit auf einer Linie mit seinem Nachfolger Gall: "Im Einsatzfall sollte man über jede Hilfe froh sein − egal von wo." Daher trauert Korb auch der Auflösung der Stützpunktwehren nach. Die Vorgabe des Innenministeriums, die Aufgaben auf alle Wehren zu verteilen, sei ein Fehler gewesen.
Tabu Klassenbildung?
Für Uwe Vogel ein Tabu. Das gebe es bei der Feuerwehr nicht. Zeyers Attacke überrascht ihn: Der erwähnte Brand in Brackenheim sei keineswegs eine Bagatelle gewesen. "Hier brannten in Nacharschaft zur Druckerei Kohl 15 000 Liter Härteöl." Zum Vorwurf der Präsenz: "Beim Brackenheimer Jubiläum habe ich sogar eine Rede gehalten."
"Der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbands ist so unpolitisch wie die Vorsitzende des Kreisblasmusikverbands (CDU-Landtagsabgeordnete Friedlinde Gurr-Hirsch/Anm. der Red.)", sagt Reinhold Gall. Auf die Trennung zwischen Landtagsmandat und Feuerwehr-Ehrenamt achte er streng. Dennoch gebe es Themen, wo er sich als Abgeordneter im Landtag für die Feuerwehren einsetze. "Und das ist auch gut so", sagt Reinhold Korb. "Reinhold Gall öffnet uns Türen. Er ist die beste Lösung, die dem Verband passieren konnte."