Wenn es brennt, werden sie von der Arbeit weggepiepst
Angenommen, am Samstagmorgen kurz nach zehn hätte es in Böckingen gebrannt - dann hätten in 34 Taschen im Böckinger Feuerwehrmagazin die Funkmeldeempfänger zu piepsen angefangen, während eines der Grußworte zum 150-jährigen Bestehen der Böckinger Feuerwehr gesprochen wurde. . .
. . . aber es hat passenderweise nicht gebrannt, und so konnte Bürgermeister Artur Kübler in aller Ruhe ausführen, dass „dieses Jubiläum für die Stadt Heilbronn ein historischer Ehrentag ist“. Er erinnerte an die im Jahre 1854 von seinem Vorgänger Schultheiß Keller erlassene Feuerlösch-Ordnung betonte, dass die Stadt heute fünf Millionen Euro pro Jahr für eine gut funktionierende Katastrophenabwehr ausgibt.
Weniger zur Katastrophenabwehr denn als kleine Aufmerksamkeit ist die Alarmglocke gedacht, die die Böckinger Wehr seit dem Festakt am Samstag ihr Eigen nennt: Hermann Jochim vom Kreisfeuerwehrverband Heilbronn verehrte sie den Floriansjüngern des größten Heilbronner Stadtteils, der neben Heilbronn, Eppingen und Weinsberg die älteste Feuerwehr des Verbandes stellt. Eine gesetzliche Pflichtaufgabe, die ehrenamtlich erfüllt wird - wie das funktioniert?
Durch die Jahrzehnte recht unterschiedlich. „Und zwar bestand die Feuerwehr Böckingen vor dem Jahr 1933 aus etwa 120 Mann“, zitiert Heilbronns Feuerwehrkommandant Eberhard Jochim in seinem historischen Festvortrag den Böckinger Hauptbrandmeister Heinrich Volzer aus dem Jahr 1948, „heute nur 25 Mann, von denen beim Einsatz meistens nur mit zehn bis zwölf Mann zu rechnen ist.“
Aktuell zählt die Freiwillige Feuerwehr Böckingen 34 Mann, die in zwei Alarmierungsschleifen organisiert sind. „Bis 18 Uhr werden beide Schleifen alarmiert, abends und nachts nur eine“, erklärt der Böckinger Abteilungskommandant Alfred Rosenberger (43), der in einem solchen Fall von seinem Job bei der Heilbronner Agentur für Arbeit weg alarmiert wird. Wie viele Angepiepste bei einem Alarm kommen?
Das liegt nicht nur daran, inwieweit sie bei der Arbeit abkömmlich sind, sondern wochenends durchaus auch am Wetter: „Wenn einer zum Baden am Breitenauer See ist - bis der hier ist, das dauert“, gibt Rosenberger zu bedenken. Zu sorgen braucht sich deshalb niemand. Die Heilbronner Berufsfeuerwehr kommt ja in jedem Fall, die einzelnen Abteilungen werden lediglich hinzualarmiert.
. . und noch etwas, das sich im Lauf von 150 Jahren Böckinger Feuerwehrgeschichte verändert hat: die Größe der Feuerwehrleute. Fürs Jubiläumsfoto historische Helme aufzusetzen ist Rosenberger und seinem Stellvertreter Klaus Schuchmann unmöglich. Die alten Kopfbedeckungen sind viel zu klein.
Info:Zwei Tage der offenen Tür mit Schauübungen sind im Böckinger Feuerwehrhaus in der Hohlstraße am Samstag, 17. Juli, ab 15 Uhr und am Sonntag, 18. Juli, ab 10 Uhr.
Quelle: HST Franziska Feinäugle