Kontrollfahrt mit Gemeindevollzugsdienst durch enge Straßen in der Gemeinde − Autofahrer sollen sensibilisiert werden
„Und, langt's?“ Feuerwehrmann Pascal Röhrich will das an diesem Abend immer wieder von seinem Kollegen Heiko Mattes wissen. Der Feuerwehrmann hat in 35 Stunden die Zusatzausbildung zum Maschinisten gemacht und besitzt den Lkw-Führerschein. Nun sitzt er am Steuer des großen Feuerwehrfahrzeugs. Am Dienstagabend steht nicht der 69. Einsatz in diesem Jahr an, sondern eine Kontrollfahrt. Gezielt hat Pascal Röhrich eine Route durch Ilsfeld, kreuz und quer, ausgewählt. Das Kriterium ist schnell umschrieben, es geht um knifflige Stellen, wo ein Durchkommen erschwert ist. Den Feuerwehrleuten mit ihrer Ortskenntnis sind sie wohlbekannt. Mühlstraße, Fischerstraße, Kernerstraße, Bildstraße, Uhlandshöhe, in der Steinhälde, der Marktstraße oder im Johann-Geyling-Weg.
Knapp bemessen Häufig geht es um enge Straßen in älteren Wohngebieten, in denen am Rand geparkt wird. Verbotenerweise. Vor Verkehrsinseln wird ein Auto gequetscht, dahinter steht das nächste, und auf der anderen Straßenseite Blech an Blech. Es gibt Mündungsbereiche, da werden große Karossen abgestellt, obwohl die Fünf-Meter-Zone gilt. Der Feuerwehr mit ihrem Trumm kann der übrige Platz in der Kurve gar nicht ausreichen.
Im Ernstfall kommen die Feuerwehrleute in Teufels Küche. „Dies können wertvolle Minuten sein, die uns verloren gehen“, sagt Steffen Heber. Der Kommandant fährt bei dieser ersten Testfahrt der Ilsfelder Feuerwehr dem Hilfeleistungslöschfahrzeug hinterher. Neben ihm hat Harald Fuchs vom Gemeindevollzugsdienst Platz genommen. Er hat sein Meterband dabei. Neben einem geparkten Fahrzeug müssen noch 3,05 Meter Platz sein. Natürlich misst niemand mit dem Maßband, aber drei große Schritte helfen bei der Orientierung, ob noch geparkt werden kann, schon weiter. Freundlich aber bestimmt spricht Fuchs mit den Falschparkern. Einige kommen eilig auf die Straße, als sie das auf der Straße feststeckende Fahrzeug bemerken. 8,30 Meter lang, mit Außenspiegel 3,10 Meter breit, 3,20 Meter hoch. Ilsfeld von oben sieht vom Steuer des HLF anders aus: Es gibt vorgewölbte Hecken, Laternen, Straßen- und Verkehrsschilder, Vordächer, die gefährlich nahe kommen. „Man kann sich nicht umdrehen, muss rein nach Spiegel fahren und in unterschiedliche Höhen schauen“, erklärt Heiko Mattes.
In der Bachstraße sorgen zwei parkende Autos für eine Engstelle. Der Feuerwehrmann lenkt das Fahrzeug auf das Trottoir. „Äußerst kritisch“, kommentiert Harald Fuchs und zeigt auf den Gehweg. „Wenn der nicht wäre, wäre kein Durchkommen.“ Aber, sagt der Mann vom Gemeindevollzugsdienst, der Gehweg gehört eigentlich den Fußgängern. „Die Leute orientieren sich häufig nur an ihren Fahrzeugen und denken, das reicht, da kommt man durch. An den Rettungsdienst, das Müllfahrzeug oder das Feuerwehrfahrzeug denken sie nicht. Es ist ihnen nicht bewusst.“
Dabei könnte es ja sein, dass sie eines Tages selbst in eine Notlage kommen, die Feuerwehr brauchen. „Dann wollen sie, dass wir möglichst schnell da sind“, sagt Heiko Mattes. Der Unterschied zwischen dieser ruhigen Kontrollfahrt und einem aufregenden Einsatz liegt auf der Hand. Wenn um 3.30 Uhr ein Alarm losgeht, der die Feuerwehrleute aus dem Schlaf reißt, ist Anspannung da. Hindernisse auf der Strecke wie falsch parkende Autos bedeuten für den Mann am Steuer „extremen Stress“ − besonders in der Nacht. Das Fahrzeug hat 2000 Liter Wasser geladen, es schaukelt, bei jeder Kurve heißt es: aufpassen! Auch der Bremsweg ist bei dem Schwergewicht ein völlig anderer.
Ein Mann erklärt dem Team am Dienstagabend, er sei doch gleich zur Stelle gewesen, um sein Auto wegzufahren. „Nachts auch?“, wird er gefragt. Ein anderer zeigt in die Straße, so nach dem Motto, da könne man doch gar nicht anders parken. „Bei den Sportplätzen gibt es Parkplätze, dann müssten Sie halt etwas laufen“, erklärt ihm Fuchs.
Stopp Überall da, wo Wehr und Ordnungsamt einen kurzen Stopp eingelegt haben, werden die Anwohner noch per Anschreiben informiert. Knöllchen gibt es keine, wichtiger ist, das Bewusstsein zu schärfen. Auch deshalb ist das Team demonstrativ mit dem Löschfahrzeug unterwegs. „Die Beratungsresistenz wird immer größer“, weiß Fuchs aus der Praxis in Ilsfeld und Abstatt. Die Bilanz des Abends fällt positiv aus: Die Aktion soll jedes Jahr stattfinden.