Falschparker blockieren immer wieder Brandschutzzonen und Rettungswege und stehlen der Feuerwehr deshalb wertvolle Zeit. Bei einer Testfahrt durch Heilbronner Straßen verhängte das Ordnungsamt 42 Strafzettel und ließ zwei Autos abschleppen.
Die Küche im oberen Stock eines Heilbronner Mehrfamilienhauses steht in Flammen. Ein Glück, dass die Feuerwache nur ein paar Straßen entfernt ist. Doch auch das nützt nichts, wenn Falschparker den Feuerwehrleuten den Weg versperren und das lange Drehleiterfahrzeug nicht um die Kurve kommt.
Dieser Fall aus der Werderstraße ist noch nicht lange her. Die Einsatzkräfte der Heilbronner Berufsfeuerwehr verloren wertvolle drei Minuten, obwohl die Anwohner zügig weggefahren sind. Ein Zimmer kann schon in vier Minuten im Vollbrand stehen.
Seit Jahren kämpft die Feuerwehr Heilbronn mit dem Ordnungsamt gegen solche Situationen. In jedem Stadtteil gibt es Straßen, in denen Anwohner auf markierten Flächen in Kurven oder im absoluten Halteverbot parken. Mit Testfahrten zu besonders engen Stellen wird zwei Mal im Jahr versucht, Falschparker aufzurütteln, damit Rettungswege im Ernstfall frei sind.
Knöllchen
Keine zehn Minuten nach Beginn der Testfahrt bleibt das Drehleiterfahrzeug zum ersten Mal stecken: Ein kleiner weißer Twingo verwehrt dem zehn Meter langen Feuerwehrauto das Einbiegen in die Werderstraße. Eine junge Frau kommt eilig aus dem Haus gelaufen, um Platz zu machen. Ihre Entschuldigung erwidert Brandmeister Carsten Heidegger verständnislos: „Wenn Sie so parken, können wir Ihnen auch nicht mehr helfen.“ Auch die anderen Einsatzfahrzeuge müssen warten, denn ein paar Meter weiter stehen schon zwei andere Autos im Weg.
Die Vollzugsbeamten verteilen Knöllchen. Die Twingofahrerin, die in der Kolonne warten muss, fragt: „Stehen wir hier noch lange? Ich habe noch Essen auf dem Herd.“ Gelächter schallt über die Straße. Ein Einsatz zum nächsten Küchenbrand hätte der Feuerwehr gerade noch gefehlt.
Zentimeterarbeit
„Da komme ich nicht einmal mit dem Auto durch“, stöhnt Brandmeister Christian Stolz. Er manövriert den Einsatzwagen mit Drehleiter an diesem Abend durch die Stadt. Oft bleiben links und rechts des Fahrzeugs nur wenige Zentimeter Platz. Immer wieder steigt sein Kollege Thomas Fromm vom Beifahrersitz, klappt Seitenspiegel ein und winkt den Drehleiterwagen durch. Abbiegen an dieser Ecke in der Innenstadt glückt nur mit Hilfe der Hinterachsenlenkung.
Nach zwölf Jahren Testfahrten gibt es eine ganze Liste von Straßen, in denen es besonders eng zugeht − nicht nur in der Werderstraße. In Böckingen wird es in der Friedrich- und Friedenstraße brenzlig. In der Innenstadt ist es in den Gassen hinter dem Rathaus bis zur Sülmerstraße eng. Aber auch die Schillerstraße ist ein Brennpunkt. Brandmeister Heidegger sagt: „Wir schreiben nur die ganz harten Sachen auf, sonst werden wir nicht mehr fertig.“ Luxuriös geparkt hat ein Autofahrer in der Fußgängerzone − unter dem Glasdach der Passage. Die Feuerwehr käme hier sowieso nicht durch, verwarnt wird er dennoch.
Frust
Das Frustrierende: Die Situation wird „eher schlimmer“, sagt Heidegger. Nach dem Küchenbrand vor wenigen Monaten hätten die Anwohner direkt nach dem Feuerwehreinsatz wieder auf den verbotenen Flächen geparkt. Oft sei Bequemlichkeit der Grund: Manche Heilbronner parken im Halteverbot vor ihrer Wohnung, obwohl sie einen Tiefgaragenstellplatz haben. Für viele sei auch ein Parkplatz zwei Straßen weiter keine Option. Schichtarbeiter seien deshalb sogar wach geblieben, um direkt vor der Wohnung zu parken, sobald sich eine Lücke auftat. „Dafür bleiben die Parkhäuser leer“, sagt Heidegger. Um 22.41 Uhr verwarnen die Männer den letzten Falschparker, Nummer 42 an diesen Abend.