Damit jeder im Ernstfall richtig tickt
Horrosszenario im Steinbruch. Eine Schulklasse hat die Absperrung ignoriert, die geplante Sprengung ist nicht mehr zu stoppen. Jetzt liegen im Heilbronner Stadtwald mehrere Verletzte und Verschüttete, schreien nach Hilfe.
Wie im richtigen Leben rücken kurze Zeit nach dem Notruf alle möglichen Rettungskräfte an: Rettungsassistenten, Notärzte, Suchhunde und die Männer vom Technischen Hilfswerk. Jetzt heißt es Helfer, Fahrzeuge und Material koordinieren - die Einsatz- und Gruppenleiter müssen den Überblick, alle miteinander Ruhe und die Nerven bewahren. Jeder muss wissen, was er zu tun hat, sonst herrscht ganz schnell blankes Chaos.
Das alles unter realen Bedingungen zu üben, war am Samstag und Sonntag Ziel von zwei Großübungen in einem Heilbronner Steinbruch und im Industriegebiet. Organisiert hat sie das Heilbronner Fachinstitut für notfallmedizinische Aus- und Fortbildung, kurz Hefa. 60 kurz vor ihrer Abschlussprüfung stehende Rettungsassistenten und 200 weitere Einsatzkräfte von Rotem Kreuz, Franken-Ambulanz, Maltesern, THW, Rettungshundestaffel und Berufsfeuerwehr machten mit. Viele waren dazu aus dem Großraum Heilbronn und Stuttgart angereist.
Einsatzleiter Stefan Lang gibt das Startsignal. Jetzt läuft die Uhr. Neun Freiwillige haben sich als Verletzte schminken und offen im Gelände platzieren oder verstecken lassen. Als das erste Einsatzfahrzeug eintrifft, schreit und wimmert es überall um Hilfe. Ein junges Mädchen (täuschend echt gespielt von Sissi Keller vom DRK Friedberg) sucht ihre Freundin. Die unter Schock Stehende nervt, sie beschimpft und beschäftigt sämtliche Rettungskräfte. Die kennen das und versuchen sie ohne Erfolg zu beruhigen.
Anfangs helfen die Helfer den blutüberströmten Opfern noch nicht. Sie sichern die Unfallstelle, sondieren die Lage, zählen die Opfer, veranlassen alles Nötige. ?Dass sie die Verletzten zuerst einfach liegen lassen, ist für Außenstehende schwer nachvollziebar?, sagt Lang. Aber man tut es, um alle und nicht nur einzelne zu retten.
Bald sind die meisten, auch die eingeklemmten und verschütteten Verletzten geortet, medizinisch erstversorgt und in schwierigem Gelände abtransportiert. ?Es hat gut geklappt, auch wenn es anfangs etwas schleppend ging und die Rettungsassistenten nur zögerlich Entscheidungen trafen,? ist Hefa-Schulleiter Otmar Welz zufrieden.
Nur ein ?Opfer? blieb lange unentdeckt. Der auf Verschüttete spezialisierte Suchhund roch die junge Frau einfach nicht. Denn Menschen in (Todes-)Angt umgibt eine Aura von Buttersäure. Weil es aber nur eine harmlose Übung war, war die Verschüttete geruchlos.
Bild 1
Ecke Lichtenberger und Benzstraße wurde am Sonntagmorgen ein Massenunfall mit mehreren verletzten und eingeklemmten Personen simuliert. Auch diese Großübung meisterten die Retter mit Bravur. (Foto: Andreas Veigel)
Bild 2
Dramatische Szenen, Gott sei Dank nur simuliert: Am Wochenende übten Rettungskräfte in Heilbronn das Zusammenspiel. (Foto: Dittmar Dirks)