Beim Feuerwehrfest in Kirchardt ist der schwere Unfall vor wenigen Tagen zwischen Kirchardt und Berwangen, bei dem ein 62-jähriger Mann ums Leben kam, noch immer das bestimmende Gesprächsthema gewesen. Den Wehrleuten war zwar bei ihren Schauübungen nicht anzumerken, dass sie nahezu dieselben Handgriffe am Dienstag in einem bösen Ernstfall hatten tun müssen. Aber es muss einfach weitergehen, sagte Rolf Regg, abgestumpft sind wir sicherlich nicht, das sind noch nicht mal die Profis. Regg ist der stellvertretende Feuerwehrkommandant und war auf der Landstraße mit dabei. Es sei für ihn der bisher größte Unfall gewesen.
Emotionen ausblenden Für Rolf Regg ist der Unfall am Dienstag besonders schlimm gewesen, weil das Todesopfer ein Bekannter aus Berwangen war. Mit 25 Mann waren die Kirchardter beim Rettungseinsatz vor Ort. Sieben Menschen waren verletzt worden, der Fahrer eines Golf starb. Sein Auto prallte frontal in einen entgegenkommenden Wagen, über den dessen Fahrer die Kontrolle verloren hatte.
Zuerst müsse sichergestellt werden, dass die Räder ineinander greifen, sagte Regg. Er hatte am Dienstag das Kommando, weil Markus Bucher auf einer Fachtagung in Heilbronn war. Notarzt, Polizei und Feuerwehr müssen kooperieren, um schnell helfen zu können. Da heißt es dann erst mal, die Emotionen auszublenden und routiniert zu handeln. Die einzelnen Schritte müssen passen. Einen Verletzten hat der Notarzt erst nach einer halben Stunde freigegeben. Erst dann konnten wir ihn aus dem Wagen bergen. Da heißt es, kühlen Kopf zu bewahren.
Wenn die Anspannung nach dem Einsatz nachlässt, kann es heikel werden. Vor allem nach so einem großen Einsatz, dem zweiten mit Todesfolge in diesem Jahr bei Kirchardt. Den Feuerwehrleuten steht es offen, wie sie die Angelegenheit verarbeiten. Wer möchte, kann sich an Pfarrerin Karin Peulen wenden. Sie ist ausgebildete Unfallseelsorgerin und hört einfach zu, wenn die Helfer von ihren unverarbeiteten Erlebnissen erzählen wollen. Niemand zeigt mit dem Finger auf die Männer. Wir haben allen erklärt, dass der Weg zur Seelsorgerin keine Schande ist, sondern jedem zusteht und dass nicht bekannt werden muss, wer hingegangen ist, berichtete Rolf Regg.
Er selbst war froh, dass daheim seine Frau auf ihn gewartet hatte. Das Licht habe noch gebrannt, als er heim kam. So konnte Rolf Regg noch am Unfallabend mit ihr über die Geschehnisse reden und mit der Verarbeitung beginnen. Einfach sei das nicht gewesen, aber als Feuerwehrmann hält ihn nichts davon ab, auch beim nächsten Mal mit Sachverstand zu helfen.
Spannende Schauübungen Beim Feuerwehrtag am Sonntag zeigten die Retter aber auch ihr fachmännisches Können. Zuerst löschte die Jugendfeuerwehr Fackeln. Wer da nicht rechtzeitig kapierte, dass er in der Schusslinie stand, wurde ordentlich nass. Außerdem demonstrierten die Aktiven Retter, wie sie etwa nach einem Unfall eine verklemmte Autotür öffnen. Nun hätten die Besucher denken können, dass diese Demonstration von den Verantwortlichen einfach schnell initiiert wurde, um der Bevölkerung zu zeigen, wie man bei dem schweren Unfall war. Ein Trugschluss. Wir bereiten die Übungen schon ein Jahr im Voraus vor und machen uns Gedanken, was wir machen. Mit dem aktuellen Geschehen hat das deshalb gar nichts zu tun, sagte Kommandant Markus Bucher.
Der Zuspruch an Zuschauern bei den Übungen, die sonst immer separat veranstaltet wurden, hatte einfach nachgelassen. So baute man sie diesmal in das Fest mit ein, in der Hoffnung, dass mehr Leute sich das Geschehen anschauen. Die Gleichung ging auf, mehrere dutzend Menschen schauten den Kameraden ganz interessiert zu.
Bild: Die Kirchardter Jugendfeuerwehr führte eine Löschübung vor. (Foto: Bumm)