Im Ort brennt's und die Feuerwehr kann nicht kommen, weil keiner einen Führerschein für die Löschfahrzeuge besitzt? Ganz so schlimm wird's wohl nicht kommen, auch wenn die obersten Floriansjünger aus Neckarsulm und Untereisesheim ein Problem auf sich zu rollen sehen.
Mit der Anpassung der deutschen Führerscheinrichtlinien an EU-Recht zum Januar 1999 haben sich nicht nur die bisher in Zahlen festgelegten Klassen zu Buchstaben gewandelt: Der Führerschein Klasse drei wird also zur Fahrerlaubnis mit dem Kennzeichen "B". Ein neu ausgestellter Schein der Klasse B berechtigt Neulinge künftig auch nur noch zum Fahren von Kraftfahrzeugen bis zu 3,5 Tonnen (mit dem " alten" Pkw-Führerschein der Klasse drei sind es 7,5 Tonnen).
Die Auswirkungen der neuen Regelungen bekommen die Feuerwehren im Landkreis langsam zu spüren: Junge Leute, die jetzt nachrücken, brauchen zwei Führerscheine, während ihre älteren Kollegen nur einen benötigen.
Ein Problem vor allem in den kleineren Gemeinden auf dem Land mit nur wenigen Leuten, zum Beispiel in Untereisesheim: "40 Mann sind bei der Freiwilligen Feuerwehr", erzählt Kommandant Gustav Müßig. " Bei einem Einsatz an einem Werktag zwischen 7 und 19 Uhr erreicht man davon rund 15". Zehn davon seien dann einsatzbereit.
Bei dieser geringen Anzahl zur Verfügung stehender Helfer sei es wichtig, dass auch alle die Einsatzfahrzeuge fahren dürften.
Die nachwachsende Generation an Feuerwehrmännern muss also zusätzlich zum normalen Pkw-Schein auch noch eine C1-Erlaubnis zum Fahren von Lkw erwerben. "Einen zeitlichen Mehraufwand" bedeute das und " höhere Kosten", sagt Müßig. Der Kreisvorsitzende des Fahrlehrerverbandes Wolfgang Fischer kann diese beziffern: "Für eine Fahrerlaubnis der Klasse B muss ein durchschnittlicher Schüler zwischen 1000 und 1500 Euro rechnen. Dazu kommt noch einmal derselbe Betrag für einen Lkw-Führerschein für Fahrzeuge bis 7,5 Tonnen. Im Vergleich zu der alten Fahrerlaubnis Klasse drei haben sich die Kosten also ungefähr verdoppelt."
"Das ist reine Abzockerei" urteilt Feuerwehr-Kommandant Müßig. Um auch den Nachwuchs weiter für die Aufgabe ausbilden zu können, hat man in Untereisesheim jetzt beschlossen, dass "pro Führerschein-Absolvent 1000 Euro zugezahlt werden" - eine Zahlung, die an die Mitgliedschaft bei der Feuerwehr gebunden ist. Wer nicht mindestens zehn Jahre bei den Brandbekämpfern seinen Dienst tut, muss den Betrag anteilig zurück erstatten.
Die Auswirkungen der neuen Regelung sind für die größere Neckarsulmer Feuerwehr bisher noch nicht gravierend, sagt Kommandant Hermann Jochim: "Jetzt haben wir in erster Linie junge Leute bei uns, die vor dem 1. Januar 1999 den Führerschein gemacht haben. Das Problem kommt aber noch. Das wird dann teuer für uns."