Der Alptraum aller Eltern: Ein voll beladener Schulbus kracht gegen eine Mauer. Zehn Kinder werden zum Teil schwer verletzt, die 15-jährige Stefanie Endreß ist bewusstlos und schwebt in Lebensgefahr. Zum Glück handelte es sich bei diesem Horror-Szenario nur um eine Großübung des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), die am Samstag in Jagsthausen stattfand. Ziel der Übung war es, das Zusammenarbeiten der neu zusammengestellten Einsatzeinheit Nord, die von Bad Rappenau bis nach Jagsthausen reicht, zu trainieren.
Schminken
In Jagsthausen laufen die letzten Vorbereitungen am verunglückten Bus. Die 25 Mimen werden geschminkt, so dass die Verletzungen echt wirken. Zehn Kilometer weiter, in Möckmühl, wartet der dortige Ortsverein ungeduldig, bis die Übung endlich losgeht. Um 13.07 Uhr ist es soweit. Kreisbereitschaftsleiter Georg Schultes, der die Übung leitet, gibt der Unfallleitstelle das Startsignal.
Prompt kommt der Notruf per Funk durch: Verunglückter Schulbus in Jagsthausen. Wenige Minuten später sind die vier Sanitäter aus Möckmühl vor Ort. Mit dabei auch der 22-jährige Hannes Bauser. Aus dem Bus sind Hilferufe zu hören. Die vier Möckmühler müssen sich zunächst einen Überblick verschaffen. Hektik bricht aus. Zu viert ist das Chaos nicht zu bewerkstelligen.
Die Möckmühler Vorhut meldet der Unfallleitstelle schließlich eine sogenannte Großschadenslage. Erst jetzt gehen weitere Funksprüche an die übrigen Ortsvereine des Roten Kreuzes der Einsatzeinheit Nord. 70 Sanitäter und alle verfügbaren Fahrzeuge befinden sich jetzt auf dem Weg zum simulierten Busunfall nach Jagsthausen.
Hannes Bauser kümmert sich derweil um die 15-jährige Stefanie Endreß. Das Mädchen liegt regungslos auf dem Boden. Hannes Bauser ist konzentriert, er wirkt angespannt. Der 22-Jährige überprüft die Vitalfunktionen des nicht ansprechbaren Mädchens und versetzt sie in eine stabile Seitenlage. Trotz der Anspannungen sitzt jeder Handgriff. "Die Situation ist natürlich immer eine andere. Was man zu tun hat, weiß man aber", sagt Bauser.
Weiter Schritte darf er jedoch nicht unternehmen, dazu fehlt ihm die nötige Ausbildung. Lange Minuten liegt die 15-Jährige auf dem harten Asphalt, bis weitere Rettungskräfte eintreffen, die das junge Mädchen für den fiktiven Transport mit dem Hubschrauber fertig machen können.
Die Sonne strahlt unbarmherzig auf die Rettungskräfte und die Mimen herab. "Der Boden war hart, und mir war heiß. Ich lag ja mitten in der Sonne", sagt Stefanie Endreß. Die neu eintreffenden Rettungskräfte widmen sich jetzt der Rettung der anderen Verletzten. Noch immer befinden sich sieben zum Teil schwer verletzte Jugendliche in dem vermeintlich verunglückten Bus.
Überhitzte Zelte
Nach eineinhalb Stunden Anspannung sind alle Patienten in den Krankenzelten versorgt. Das Team um Zugführer Ali Bahcivan erklärt die Übung für beendet. Sein Stellvertreter Thorsten Ruoff erklärt: "Die Leute liegen jetzt einfach schon zu lange bei diesen Temperaturen in den überhitzten Zelten."
Mit dem Ergebnis der Übung ist Georg Schultes sehr zufrieden. Lediglich an Feinheiten müsse noch gearbeitet werden. Wie schnell aus einer Übung Ernst werden kann, erfuhr Georg Schultes noch am selben Abend. Ein Mann mit schwersten Verbrennungen benötigte die Hilfe des Deutschen Roten Kreuzes.
Bild: Auf dem sogenannten Verbandplatz proben die Helfer der SEG Bad Friedrichshall die Versorgung der Verletzten. (Foto: Steffen Heizereder)