Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

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Erste Hilfe für die Seele

von Helmut Buchholz, HSt

Ein Mann wird in einem Heilbronner Betrieb von einer Maschine zerquetscht. 60 Kollegen stehen unter Schock. Amokalarm in einer Schule in Bad Friedrichshall und Reizgas in einer Heilbronner Schule. Das sind Fälle aus den letzten Jahren, in denen die Notfallseelsorger psychosoziale Erste Hilfe leisteten, wie das Jörg Spahmann nennt, Leiter des 30 Mann und Frau großen Teams. Sie stehen Menschen in Grenzsituationen bei, extrem belastenden, schrecklichen Ereignissen, Schicksalsschlägen: Wenn die Polizei zum Beispiel Todesnachrichten überbringen muss, bei Suiziden, Verbrechen, plötzlichem Kindstod.

Auftanken Alle zwei Jahre treffen sich die Notfallseelsorger zu einem Gottesdienst mit Rettungskräften, die sie im Ernstfall begleiten. Rund 60 Vertreter unter anderem von Feuerwehr, Polizei, DRK, THW, DLRG kamen am Donnerstagabend im Heilbronner Deutschordensmünster zum „Blaulichtgottesdienst“ zusammen − inklusive anschließendem Stehempfang im Gemeindehaus. Kein Gottesdienst wie jeder andere: Priester Roland Rossnagel dankt den Helfern und Rettern für ihr Engagement, 365 Tage im Jahr 24 Stunden bereit zu stehen. „Vergelt’s Gott“, sagt Rossnagel.

Die Notfallseelsorger, ein Arbeitskreis unter der Regie der katholischen und evangelischen Kirche, und ihre Kollegen von den Rettungsorganisationen tanken beim Blaulichtgottesdienst auf, spüren Gemeinschaft und die Kraft, die sie aus Glauben und Spiritualität ziehen. „Die Konfrontation mit Tod und Grenzsituationen hinterlässt Spuren“, erklärt Spahmann. Darum brauchen Helfer manchmal ebenso Hilfe. Auch dies wird beim Gottesdienst deutlich.

Woher nehmen die Notfallseelsorger die innere Stärke, Menschen am Abgrund, deren Welt ins Wanken gerät, aufzufangen? Was tun sie? Seit Gründung 2011 gab es 1150 Einsätze, rund 76 Alarmierungen pro Jahr.„Es gibt keine Routine, ohne Empathie geht es nicht“, predigte Diakon Carsten Wriedt im Deutschordensmünster. „Es bedarf der Zuwendung, Sorge, die mitträgt. Allein schon die Tatsache, dass da jemand ist, der sage, es geht mich etwas an, helfe. Schweigen ist viel häufiger bei Notfallsituationen nötig. Zeit zu haben, sich vorzutasten in einen Raum der Hoffnung und des Miteinanders. Zu vermitteln, es geht weiter, du bist nicht allein.“

Tragkraft Sicherheit gibt den Notfallseelsorgern ihr Glaube. Rund 95 Prozent von ihnen sind Pfarrer. Doch der Anteil der Nicht-Theologen nimmt zu. Wobei Einsatzleiterin Regina Wurst erklärt, dass der Glaube im Einsatz nicht explizit angesprochen wird. „Daraus schöpfen wir unsere Kraft.“ Diakon Wriedt ergänzt: „Der Glaube trägt uns, so halten wir die Grenzsituationen aus.“ Wer sich diese Arbeit zutraut, ist im Arbeitskreis willkommen. Vor allem für den Landkreis Heilbronn könnten die Notfallseelsorger noch Unterstützung gebrauchen.