Es hätte eine ruhige, stimmungsvolle Jahreshauptversammlung werden sollen. Als es aber zur Neuwahl des Kommandanten kam, überschlugen sich die Ereignisse. Plötzlich wurde Michael Bayer, Kommandant der Abteilung Stebbach und bei der Gesamtwehr einer der Stellvertreter des Kommandanten Karl-Richard Sorg, als Gegenkandidat genannt. 46 Wahlberechtigte stimmten ab.
Für Sorg waren 23, für Bayer 21, zwei Stimmen waren ungültig. Zum Sieg hätte Sorg 24 gebraucht, es musste ein zweiter Wahlgang entscheiden. Bürgermeister Timo Wolf ergriff das Wort. „Ich bitte Sie alle um Besonnenheit", sagte er und sprach damit indirekt eine von ihm deutlich als unverbindlich gekennzeichnete Wahlempfehlung für Sorg aus. Der ließ die Kameraden vor Durchgang zwei wissen, dass er nicht am Amt klebe, dies aber gerne weitere fünf Jahre innehaben würde. Um die erhitzten Gemüter abzukühlen, wurde die Sitzung sogar unterbrochen.
Nach 20 Minuten verkündete Michael Bayer, dass er seine Kandidatur zurückziehen werde. „Es war nicht meine Absicht, für Unruhe zu Sorgen", begründete er seinen Schritt. In der Zwischenzeit waren noch zwei Nachzügler hinzugekommen. In Wahlrunde zwei votierten 28 Kameraden für den einzigen Kandidaten Sorg, 20 gaben ungültige Stimmzettel ab. Ein sichtlich enttäuschter Karl-Richard Sorg nahm die Wahl schließlich an.
War es eine Denkzettelwahl? Möglich. Allerdings wollte Bürgermeister Wolf die Gründe dafür nicht im großen Plenum erörtern. „Wir werden das im Feuerwehrausschuss diskutieren", versprach er. Die Folgen einer Abwahl Sorgs, so sagte er der Kraichgau Stimme, wären nicht abzusehen gewesen.
Bei der Wahl zum Stellvertreter war die Sache eindeutiger: Gernot Weißert wurde mit 39 Stimmen als Vize-Kommandant der Gesamtwehr bestätigt. Ebenfalls zur Neuwahl standen die Ämter des Abteilungskommandanten für den Bereich Gemmingen und dessen Vertreter. Hier erhielt Karl-Richard Sorg 26 von 27 Stimmen, Gernot Weißert 27.
Vor der hektischen Wahl hatte Karl-Richard Sorg übers abgelaufene Einsatzjahr berichtet. 19 Mal rückte die Wehr aus, meistens zur technischen Hilfe. Brandfälle gab es wenige. Bei einem tödlichen Unfall im Juni war die Wehr ebenfalls dabei: Ein Motorrad-Sozius hatte beim Aufprall auf einen VW-Bus auf der B 293 sein Leben verloren.
Mehr Jugendliche Ein Plus verzeichnete die Feuerwehr bei der Jugend. Hier stieg die Anzahl der Mitglieder von 21 auf 31, und die Zahl an Aktiven ist recht stabil bei derzeit 69. Finanziell soll es ab 2009 besser aussehen. Timo Wolf will im April im Gemeinderat anregen, dass der Zuschuss für die Feuerwehr erhöht wird. Im Moment lebt die Kameradschaftskasse von den Einlagen der Jugendfeuerwehr.
Bild: Keine Regung bei Wahl: Karl-Richard Sorg (rechts), Michael Bayer. (Foto: Bumm)