Die Freiwillige Feuerwehr hat einen historischen Löschzug - und nicht nur die. Doch von dem ganzen Dutzend geschichtsfreudiger Löschtrupps spritzen die Eppinger das Wasser am weitesten. Sie gewinnen einen Wettkampf an der Handdruckspritze.
Einmal mehr sicherte sich die historische Abteilung der Freiwilligen Feuerwehr Eppingen den Sieg im Handdruckspritzenwettbewerb. „Es ist immer wieder schön, wenn man den Wanderpokal in den Händen hält“, bekannte Obmann Alexander Wagner, der dem historischen Löschzug als Kommandant vorsteht, „aber in diesem Jahr war eine Gruppe Jugendlicher dabei, die den Pokal eigentlich bekommen hätten sollen.“ Einen ersten Platz bekam die Jugendgruppe auch, aber eben nicht den begehrten Wanderpokal, der weiterhin in der Fachwerkstadt bleibt.
Das alte Gerät der Kameraden ist nagelneu
Landesfeuerwehrtag 2018, Heidelberg, unter der Alten Brücke. Für einen Sonntag wird die B 37, eine der Hauptverkehrsadern der Stadt, zur Feuerwehrmeile. Zwischen all den modernen Fahrzeugen muten die historischen Gerätschaften fast schon skurril an. Es ist ein Déjà-vu mit der Vergangenheit, mit dem Großherzogtum Baden, der Zeit der Pferdefuhrwerke und dem Beginn des Löschwesens in Deutschland.
Damals war Handarbeit gefragt, elektrische Pumpen gab es nicht. Im Brandfall rückte die Feuerwehr mit einer Handpumpe an. Eine solche Pumpe, Baujahr 1847, mit Beiwagen hatte die Eppinger Delegation im Gepäck. „Der Beiwagen stand in einer Feldscheune in Richen“, erinnert sich Wagner. „Den haben wir im vergangenen Jahr restauriert und erstmals vorgestellt.“
Diese Tugenden fördert die Feuerwehr
Für das historische Ensemble ernteten die Fachwerkstädter Lob. Ausstattung und Ausrüstung spielen bei der Wertung auch eine Rolle und ein solches Ensemble ist etwas Besonderes. Im Beiwagen wurden Rettungsgeräte, Leinen, Äxte und Säge transportiert. Am Einsatzort diente der Behälter dann als Wasserspeicher.
„Früher brauchte man viel mehr Manpower“, zollte Kommandant Thomas Blösch seinen Kameraden Respekt für die Leistung. Blösch ist stolz auf das Erbe der Vorfahren. „Wir machen das zum einen, um die Tradition zu wahren, zum anderen auch für die Kameradschaft und den Zusammenhalt“, erklärt er. Wagner ergänzt: „Ein solcher Wettbewerb schweißt zusammen.“
Disziplin für Detailfreudige: Die Restauration
Denn mit dem Auftritt alleine ist es nicht getan: Im Vorfeld muss die Ausrüstung kontrolliert und gegebenenfalls restauriert werden. „Der Bewertungskommission fällt alles auf, da kann man sich keine falsche Schraube erlauben“, so Wagner. Doch diese Arbeit macht ihm Spaß. „Wir restaurieren ja alles selbst“, so Wagner, dessen Steckenpferd es ist, über alte Vorlagen und Bücher herauszufinden, wie die Geräte und Hilfsmittel wie Lederriemen früher aussahen und hergestellt wurden.
Auch der Ablauf der Vorführung orientiert sich streng am historischen Vorbild. „In alten Büchern ist der Ablauf genau beschrieben“, weiß Wagner. Mit solch einem Handbuch hat die Abteilung trainiert. Jeder Schritt muss stimmen, jeder Handgriff sitzen, jedes Kommando und jede Meldung korrekt sein, nur dann hat man im Feld der starken Konkurrenz eine Chance.
Plötzlich wird es hauchdünn
„Es ist ja nicht so, dass wir mit zehn Punkten Vorsprung gewinnen“, so Wagner, „es ist alles eng, und am Ende entscheidet die Pumpleistung.“ Trotz nahezu 40 Grad Hitze galt es, zu pumpen, was das Zeug hielt. Der Wasserstrahl musste möglichst weit spritzen. Dabei standen die Eppinger im Wettstreit mit einem Dutzend Abteilungen. „Es hat sehr gut geklappt“, freut sich Wagner.
Den Titel möchten die Fachwerkstädter 2019 in Winnenden verteidigen. „Es wird nicht einfacher, vom Material her sind wir fast ausgereizt“, hat Wagner festgestellt. Er freut sich, „dass wir im Team junge Leute haben, denn bei einigen anderen Abteilungen kann man langsam feststellen, dass sie überaltern“.
Wer trägt die rote Laterne?
In Eppingen ist es jedem Kameraden selbst überlassen, ob er zur historischen Abteilung will. 24 Männer und eine Frau hatte Wagner dabei - darunter auch eine Hornistin und einen Laternenträger. „Ich habe in einem alten Buch geschaut“, verrät Wagner, „und herausgefunden, dass es damals wie heute die rote Laterne gab, die neben dem Kommandanten stand und heute das Fahrzeug mit dem Einsatzleiter markiert.“