Eine neue Technik und das Geld von drei Sponsoren machen es möglich: Die Herzdaten eines Infarktpatienten erreichen künftig schneller die SLK-Kliniken Gesundbrunnen und Plattenwald als er selbst. Das wird vielen das Leben retten. Über 2500 Patienten mit Infarkt, Verdacht auf Infarkt oder Angina Pectoris werden dort jährlich behandelt.
Kurven-Fax Der Notarzt kann künftig noch von der Wohnung des Patienten aus oder von unterwegs aus dem Rettungswagen heraus das EKG übers Handynetz in die Klinik schicken. Dort kommen die Kurven als Fax direkt im Linksherzkatheterlabor an. Ein zweiter Arzt, in diesem Fall ein erfahrener Kardiologe, prüft, ob auch wirklich ein Infarktgeschehen vorliegt und organisiert dann unverzüglich alles Nötige für die Aufnahme und sofortige Behandlung des Patienten im Herzlabor. Möglich machen das so genannte EKG-Module in einem Kombi-Gerät, das sowohl als Defibrillator Elektroschocks bei Herzkammerflimmern verabreichen als auch EKGs ableiten kann. In sechs DRK-Rettungswagen, die parallel zum Notarzt in Heilbronn ausrücken, sind die Geräte installiert. Kostenpunkt: 14 000 Euro. Gesponsert wurden sie von Hartmut Fröhlich, Vorstand von Intersport, der Firma Pflanzen Kölle und der Dieter-Schwarz-Stiftung, alle Heilbronn.
Die Initiative geht auf Professor Joachim Cyran zurück, Chefkardiologe am Gesundbrunnen. Er wird nicht müde, allen Menschen zu sagen, dass es ganz entscheidend darauf ankommt, wieviel Zeit zwischen dem ersten Auftreten der Symptome, dem Notruf und der Wiedereröffnung des verstopften Herzkranzgefäßes liegt. Viele kommen zu spät in eine Klinik mit Herzlabor, sagt er. Sie sterben oder müssen irreparable Schäden hinnehmen.
45 Minuten Durch den Vorab-Datenversand hofft Cyran, dass 45 wertvolle Minuten gewonnen werden. Der Patient kommt nicht mehr zuerst auf die Intensivstation und verliert auch keine Zeit, bis das Labor freigemacht und das Personal alarmiert ist. „Die Sterblichkeit wird um ein Drittel sinken“, ist er überzeugt. Zurzeit endet der Infarkt für jeden Zwölften tödlich.
Mehr Qualität in der Patientenversorgung und eine Signalwirkung für andere Rettungsdienstbereiche verspricht sich Bernhard Steck, Vorsitzender des Bereichsausschusses für das Rettungswesen in Stadt- und Kreis Heilbronn von der Initiative.
Bild: Joachim Cyran (links) und Lothar Reinhard von der DRK-Rettungsleitstelle sehen Internist und Notarzt Urs Riemann zu, wie er die EKG-Daten verschickt. (Foto: Bauer)