Ob ihm der Abschied schwer fällt? "Das weiß ich noch nicht", gibt Harald Zeyer offen zu. Aber eines weiß er: Der Zeitpunkt, das Amt des Feuerwehrkommandanten in Brackenheim niederzulegen, ist richtig. "Wir haben gute Führungskräfte, und die sind jetzt bereit, Verantwortung zu übernehmen", sagt Zeyer. Ob das in ein paar Jahren noch der Fall wäre − Zeyer ist sich da nicht sicher. Und deshalb tritt er jetzt ins zweite Glied zurück. Der Wehr bleibt er aber erhalten, "als normaler Feuerwehrmann".
Angekündigt Klar: Mancher wundert sich, dass der Stadtbrandmeister abtritt. Mit 48. Aber erstens hat er schon vor vier Jahren angekündigt, dass 2010 Schluss sein wird. Und zweitens hat er das zeitaufwendige Amt mehr als 20 Jahre ausgeübt. Seit Dezember 1989.
Dass er damals jüngster Kommandant im Landkreis Heilbronn wurde, kam zweifellos überraschend. Zeyer war nur Gruppenführer, hatte noch nicht die erforderlichen Lehrgänge, gehörte nicht zur Führungsebene der örtlichen Wehr. Aber nach Querelen mit der Stadtverwaltung in Zusammenhang mit dem Neubau des Feuerwehrhauses war der damalige Kommandant zurückgetreten. Als auch sein etatmäßiger Nachfolger nicht mehr wollte, fiel der Blick auf Zeyer. Der gelernte Heizungsbauer arbeitete als Anlagenwärter im GKN in Neckarwestheim, war zugleich Einsatzleiter in der Werkfeuerwehr. Er sagte zu, "weil wir eine gute Kameradschaft hatten" − und weil er spürte, dass er von den Brackenheimer Kollegen akzeptiert wurde.
Dass er sich der Wehr anschließen würde, stand für den Haberschlachter früh fest. "Mein Vater war bei der Feuerwehr, und im Ort war die Erbfolge üblich", sagt Zeyer und lächelt. Der Fuhrpark im Stadtteil − ein Anhänger − war allerdings nicht der Renner. Der junge Mann war deshalb froh, dass er bald auch in der Kernstadt Brackenheim, wo er in der Grundausbildung interessante technische Geräte kennengelernt hatte, Dienst schieben durfte.
Heute sind alle Stadtteile gut ausgestattet. Auch dank Harald Zeyer. Zehn Fahrzeuge wurden in seiner Amtszeit gewechselt, alle Ortsteilwehren mit Atemschutzgeräten ausgestattet. "Ich hab" nie was gefordert, was nicht berechtigt war", sagt der Hauptbrandmeister.
Durchschnittlich 30 Stunden pro Woche hat er für dieses Ehrenamt (mit kleiner Entschädigung) aufgewendet. Die Verwaltungsarbeiten sind im Lauf der Jahre ständig angewachsen: immer mehr Prüflisten, Nachweise und Dokumentationen, immer neue Vorschriften, die man lesen und umsetzen und die Ausbildung darauf abstellen muss.
Belastend "Manches ist Kampf", sagt Zeyer, "aber das Positive überwiegt." Manche Einsätze, vor allem tödliche Unfälle, gehen ihm nach wie vor unter die Haut: "Da stumpft man auch nach 20 Jahren nicht ab." Und es gibt Tiefpunkte, auch bei der Personalstärke, aber "dann muss man werben", sagt Zeyer, der auf direkte Ansprache setzt. Zumindest in den Stadtteilen gib es keine Nachwuchsprobleme, auch die Tagesverfügbarkeit stimmt. "Da können wir uns 'von' schreiben", sagt Zeyer.
Ein Highlight war zuletzt das 150-Jahr-Jubiläum der Feuerwehr 2009. Zeyer hatte Bedenken gehabt, wegen der vielen Arbeit, doch dann zog die Truppe voll mit. "Ein Fest über vier Tage, und das Zelt immer voll − wo gibt es das sonst?", schwärmt er.
Künftig haben auch die Kinder, 11 und 15 Jahre alt, und Ehefrau Brigitte wieder mehr vom Vater und Ehemann. Wobei die Gattin durchaus wusste, worauf sie sich einlässt: Ihr Vater war schon Zugführer, der Bruder Gruppenführer. Harald Zeyer grinst: "Und sie hat ja auch schon den Kommandanten geheiratet."
Bild: "Wir haben gute Leute, da kann ich ruhig schlafen": Harald Zeyer tritt bei der Freiwilligen Feuerwehr Brackenheim ins zweite Glied zurück. (Foto: Thomas Braun)