Schwaigern - One moment in time" stimmte der zwölfjährige Jonas Müller auf dem Saxofon an. Das war gut gespielt - und gut gewählt, denn für seinen Opa Werner Kümmerle war es wirklich ein besonderer Moment: Staatssekretär Richard Drautz zeichnete am Dienstagabend den 68-jährigen Landwirt und Weingärtner aus Stetten im Auftrag des Bundespräsidenten mit dem Bundesverdienstkreuz aus.
„Sie haben sich herausragende Verdienste um das Gemeinwohl erworben", stellte Drautz in seiner Laudatio fest. In der Tat: Ob Feuerwehr oder Gemeinderat, Weingärtnergenossenschaft oder Posaunenchor - Werner Kümmerle drückte sich nie vor Mitarbeit und Verantwortung (siehe Hintergrund). Drautz schilderte ihn als „waschechten Demokraten", der stets fair um politische Entscheidungen gerungen habe, dem das Zusammenwachsen der Stadt Schwaigern am Herzen lag und der dennoch nie den Blick für übergeordnete Notwendigkeiten verlor. So befürwortete er 1972 in seinem Teilort die Eröffnung einer Mülldeponie des Landkreises.
Für Bürgermeister Johannes Hauser ist Werner Kümmerle ein „Urgestein der Kommunalpolitik". Er hat ihn als einen Menschen kennen und schätzen gelernt, der sich für eine Sache einsetzt, aber auch bereit ist, auf andere einzugehen, anderen zuzuhören. Und der Mehrheitsentscheidungen akzeptiert hat. „Dann waren Sie vielleicht ein paar Tage nicht ansprechbar, aber Sie haben die Sache mitgetragen", so Hauser. Was er an Kümmerle immer bewundert hat, war seine intensive Auseinandersetzung mit den Themen. „Sie waren ein Visionär und haben nach vorne gedacht", anerkannte der Bürgermeister. Das gilt auch für die 2005 eingeweihte Alte Kelter in Stetten: Dass sie umgebaut wurde, sei in erster Linie Kümmerle zu verdanken. Auch FWV-Fraktionschef Dieter Vogt bescheinigte seinem Vorgänger unermüdlichen Einsatz: „Du hast tiefe Spuren hinterlassen."
Der so Gelobte wiegelte eher ab. Er habe nur getan, was eigentlich jeder seiner Familie, seinem Volk, seinem Staat schuldig sei, meinte der vierfache Vater und siebenfache Großvater. Womöglich hätten andere eher das Bundesverdienstkreuz verdient: Lastwagenfahrer zum Beispiel, oder Landwirte, Lehrer, Erzieherinnen…
Dass man irgendwann zum „Alphatier" und „Leithammel" werde, wenn man so lange unterwegs sei, sei wohl unausweichlich, resümierte Kümmerle, der sein erstes ehrenamtliches Engagement vom 12. bis 17. Lebensjahr als Kinderkirchhelfer hatte. Als „positiv denkender Mensch" wünscht er sich, dass sich die Leute darauf besinnen, mehr mit- als gegeneinander zu agieren. Sein Schlusswort war der Dank an seine Frau Hedwig: „Du hast mich getragen und ertragen."
Anmerk.: Werner Kümmerle ist Mitglied der Feuerwehr Schwaigern und Altersobmann der Alterskameraden im Kreisfeuerwehrverband Heilbronn.
Der Kreisfeuerwehrverband Heilbronn gratuliert Herrn Kümmerle zu dieser besonderen Auszeichnung.
Foto: Feierstunde im Schwaigerner Ratssaal: Werner Kümmerle (Mitte) mit Staatssekretär Richard Drautz (rechts) und Bürgermeister Johannes Hauser.Foto: Ralf Seidel