Die Männer im blauen Tuch müssen mehr können als mit Wasser spritzen. Wie nach einem Autounfall ein Eingeklemmter aus seiner misslichen Lage befreit wird, demonstrierte die Freiwillige Feuerwehr Neckarwestheim zusammen mit dem Rettungs- und Sanitätsdienst des Kernkraftwerks beim Tag der offenen Tür.
Technische Hilfeleistungen rücken bei den Angehörigen der Feuerwehr immer mehr in den Vordergrund, Brandeinsätze gehen dagegen eher zurück. Darauf hat sich auch die Neckarwestheimer Wehr eingestellt und zeigte vor über hundert Interessierten, wie ein Autofahrer, der hinterm Steuer eingeklemmt ist, befreit wird.
Vieles will bedacht sein. Wenn die Seitenfenster eingeschlagen werden, um an das Unfallopfer heranzukommen, müssen die Scheiben abgeklebt werden, damit Splitter den Eingeklemmten nicht noch weiter verletzen. Der Wagen muss mit Kanthölzern unbeweglich gemacht werden, damit das Schaukeln der Karosse nicht zusätzliche Verletzungen hervorruft. Wenn die Frontscheibe herausgesägt wird, muss das Gesicht des Opfers mit einer Decke vor möglichen Splittern gesichert werden. Und der Rettungsdienst samt Notarzt sollte vor Ort sein, um gezielt die richtigen medizinischen Maßnahmen einzuleiten. Nahezu bilderbuchmäßig bewältigten die Neckarwestheimer Floriansjünger ihre Aufgabe auf dem Hof des Feuerwehrmagazins. Der Rettungs- und Sanitätsdienst des nahe gelegenen Kernkraftswerks rückte mit Betriebsarzt Dr. Thomas Kinzelmann an, der, noch ehe der alte Opel richtig geöffnet war, durch die zerbrochene Seitenscheibe zu dem Eingeklemmten kletterte, ihn untersuchte und ihm eine Halskrause anlegte.
Unterdessen schnitten die Wehrleute mit der hydraulischen Schere beide Vordertüren auf und kappten mit dem Hydraulikschneider die Dachholmen, um die Wagendecke nach hinten klappen zu können. Nach einer Viertelstunde wurde der Eingeklemmte schließlich vorsichtig aus dem Auto gehoben und ins Krankenhaus gebracht.
Mit einem Löschangriff zeigten später die Angehörigen der Jugendfeuerwehr, dass sie ein brennendes Haus (aus Holzpaletten zusammengesetzt) rasch und effektiv löschen können. Trotz des schlechten Wetters drängten sich die Besucher um die Mittagszeit in der ausgeräumten Wagenhalle, um sich mit Gulasch, Steak oder Wurst zu stärken. Für Kinder war eine Kletterwand aufgebaut. Wer wollte, konnte ausprobieren, wie es geht, vorschriftsmäßig einen Notruf abzusetzen. Die Feuerwehr hatte in einer ausgedienten Telefonzelle ein Telefon so umprogrammiert, dass der Notruf 112 nicht bei der Notrufzentrale, sondern bei Jochen Rieker auflief.
Foto: Während der Arzt den Verletzten erstversorgte, machte die Feuerwehr den Weg ins Autowrack frei. (Foto: Mundt)