Und wieder: ein Unfall. Ein Unfall mit Lastwagen, auf der A 6 zwischen Weinsberger Kreuz und Bad Rappenau. Der von gestern reiht sich ein in eine Serie, die nicht abzureißen scheint. Woran liegt's? Eine Ursachen-Analyse.
„Wieder schwerer Lkw-Unfall auf der A 6“, schreibt die Weinsberger Autobahnpolizei über ihre jüngste Pressemitteilung, und auch der Inhalt der Meldung scheint wie ein Echo dessen, was vergangene Woche am Dienstagabend, am Mittwochmorgen, am Donnerstagmorgen gemeldet worden war: Vier Lkw fahren ineinander, ein Mann wird im Führerhaus eingeklemmt und schwer verletzt, der Sachschaden beträgt 80 000 Euro, das Verkehrschaos rund ums Kreuz Weinsberg summiert sich auf 21 Kilometer Stau. Diesmal - Dienstagmorgen - passiert es zwischen Weinsberg und Neckarsulm auf Höhe des Parkplatzes Sulmtal.
Was ist da los? Ist die Neckartal-Viadukt-Baustelle schuld oder der noch nicht erfolgte, auf unabsehbare Zeit verschobene sechsspurige Ausbau der A 6? Fragen, auf die man unterschiedliche Antworten bekommt. Wäre die A 6 bereits wie geplant ausgebaut, gäbe es sicher weniger Lkw-Unfälle, glaubt Horst Herrmann, der als Chef des Heilbronner Straßenbauamts auch für die Autobahnen zuständig ist. „Der Standstreifen ist eine zusätzliche Sicherheit, und die fehlt im Moment.“ Fehlt, weil durch Ummarkierungen in den Jahren 1996 und 1997 zumindest streckenweise das geschaffen wurde, was im Original weiterhin auf sich warten lässt: drei Fahrstreifen pro Fahrtrichtung.
Dass ein Ausbau, wäre er bereits erfolgt, auch nur einen der vier jüngst passierten Lkw-Unfälle verhindert hätte, daran zweifelt Jens Brockstedt, Chef des Weinsberger Autobahnpolizeireviers. „Durch einen Ausbau wäre die Fahrbahn breiter und übersichtlicher, es gäbe breitere Fahrstreifen. Aber es wäre nicht gesagt, dass diese Form der Unfälle dadurch rückläufig wird.“
Weil „diese Form der Unfälle“ weniger mit dem hohen Verkehrsaufkommen - 104 000 Fahrzeuge passieren täglich auf der A 6 Neckarsulm, fast 30 000 davon sind Lkw - zusammenhängt als vielmehr mit der Art, wie gefahren wird.
„Die kommen relativ dicht daher, fahren schon seit -zig Kilometern hinter einer Ladebordwand her und sehen gar nicht richtig, was weiter vorn passiert“, schildert Brockstedt den klassischen Blickwinkel der Lkw-Fahrer. Wenn dann im Weinsberger Kreuz die A 81 in die A 6 mündet, versuchen sich die von Stuttgart kommenden Lkw in die neue rechte Spur einzufädeln, einer bremst ab, das Abbremsen setzt sich im Domino-Effekt nach hinten fort, und „einem reicht's nicht mehr“, formuliert es Brockstedt. Der Lkw fährt auf den Vordermann, schiebt den vielleicht noch auf ein, zwei andere: Der schwere Unfall ist passiert.
Die Ursachen: nicht angepasste Geschwindigkeit, mangelnder Abstand, Unachtsamkeit.
Foto:Wie so oft: Stau Richtung Mannheim, ein 43-jähriger Lkw-Fahrer merkt es zu spät, schiebt seinen Vordermann auf zwei weitere Lkw auf. Sein Beifahrer wird schwer verletzt. (Foto: Rabea Sattar)