Sigrid Aßfalg ist unter anderem als Fachberaterin des Landkreises für Chemie bei Feuerwehreinsätzen gefragt.
Feuerwehreinsätze sind wie ein großes Puzzle„, sagt Sigrid Aßfalg. Denn neben den Feuerwehrleuten sind je nach Bedarf Wasserbehörden, Betriebsleiter, Förster oder Tierärzte dabei.
Und Fachberater wie zum Beispiel Sigrid Aßfalg. Die 52-jährige Massenbacherin ist besonders dann gefragt, wenn Chemie im Spiel ist. Wenn es zum Beispiel um verunreinigtes Gewässer, Gefahrstoffe oder defekte Heizungsanalgen geht. “Unsere Zusammenarbeit ist engmaschig. Wir unterstützen uns gegenseitig, und das macht die Arbeit interessant.„
Sigrid Aßfalg hat in Isny ein Studium zur Diplomingenieurin Chemie mit Schwerpunkt Lebensmittel und Umweltanalytik absolviert. Sie arbeitet bei einem Hightech-Unternehmen in Heilbronn und ist ehrenamtlich bei der Feuerwehrabteilung Massenbach im Einsatz. Sie bezeichnet sich selbst als Späteinsteigerin, obwohl das Interesse an der Feuerwehr schon viel länger vorhanden war. Vor rund zehn Jahren stieß Sigrid Aßfalg dann dazu, “weil die Feuerwehr Bedarf hatte„. Erst danach fand auch ihr Fachwissen seinen Platz.
Rund zehn Mal im Jahr ist sie seitdem als Spezialistin gefragt. “Spektakuläre Einsätze gibt es aber eher selten„, sagt sie. Meistens sind es undichte Tanks, oder Gasaustritte. Der Chemieunfall in der Jagst im Sommer 2015, bei dem Tausende Fische starben, weil Düngemittel in den Fluss gerieten, hat enorme Schäden verursacht. “Die Jagst hat sich davon noch nicht erholt. Die Biodiversität fehlt bisher in dieser Breite.„
Bei diesen Einsätzen ist ihre Aufgabe, herauszufinden, welche Stoffe in welchen Mengen und Konzentrationen ausgetreten sind und welche Gefahren sich daraus ergeben können. Diese Gefährdungsbeurteilung dient dem Schutz der Einsatzkräfte, der Bevölkerung und der Umwelt.
Die Fachberater kommen zum Zug, wenn die Feuerwehr bereits vor Ort ist. “Zu Beginn eines jeden Einsatzes gibt es immer eine Chaos-Phase.„ Da sei vor allem die Kommunikation eminent wichtig. Sobald sich ein klares Bild über den Unfall abzeichnet, werden die notwendigen Experten alarmiert und Fahrzeuge herangeschafft, wie der Gerätewagen Messtechnik. Davon gibt es zwei im Landkreis: Einer steht in Lauffen, der andere in Neckarsulm. “Ich übernehme gerne die Messungen„, erzählt die 52-Jährige. Die Wagen sind ausgestattet mit Internet, Datenbanken und Messgeräten.
Frauen in der Feuerwehr sind immer noch ziemlich unterrepräsentiert. Im Landkreis Heilbronn bewegt sich die Mitgliederzahl von Frauen im einstelligen Prozentbereich im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen.
Unter den Fachberatern ist sie sogar die einzige Frau. “Das liegt sicher daran, dass es ein technischer Bereich ist. Ich kenne das nicht anders.„ Sie fühle sich wunderbar dabei: “Was die Feuerwehr stark macht, ist die Zusammenarbeit.„ Dort gebe es keinen Platz für Egoismen. Und ihre Arbeit sei außerdem konkreter Umweltschutz. “Ein Bach ist eben nicht nur ein Bach, sondern auch ein Ökosystem, das für uns alle wichtig ist.„
Zur Person
Sigrid Aßfalg stammt aus dem oberschwäbischen Biberach an der Riß und hat in Isny ein Studium Diplomingenieur Chemie (FH) mit Schwerpunkt Lebensmittel und Umweltanalytik absolviert. Ihre Diplomarbeit sowie die Tätigkeit bei einem Textilforschungsinstitut haben sie 1999 nach Schwaigern gebracht. Heute arbeitet die 52-Jährige, die mit ihrem Lebenspartner in Massenbach lebt, in einem Hightech-Unternehmen in Heilbronn.