Wenn die Feuerwehr mit tosenden Martinshörnern und grellem Blaulicht die Bevölkerung in Schrecken versetzt, dann brennt es meist irgendwo. Anders war es dieser Tage in Herbolzheim und Neudenau: Die Freiwillige Feuerwehr Neudenau kam mit ihren Einsatzfahrzeugen geräuschlos angefahren und parkte auf den Pausenhöfen der Grundschulen.
Die Schulleitungen hatten die Florianjünger nicht unter der Ernstfallnummer 112 alarmiert, sondern wählten den direkten Draht zum Kommandanten Jörg Wagner, der mit seinen Kameraden Markus Söhner, Uwe Amann und Andreas Beck zu Unterrichtszwecken ausrückte. Das ganze „Innenleben“ und die Ausstattung wurde dabei den interessierten Schülern in Theorie und Praxis vermittelt und vorgeführt.
Während eine der beiden Gruppen im Unterrichtsraum über die physikalischen Grundsätze des Feuers in Verbindung mit Sauerstoff und Wasser belehrt wurde, durften die anderen an die Schläuche, Spritzen, Werkzeuge und Schutzgegenstände. Dabei erklärten die Wehrmänner die Begriffe, wie TLF (Tanklöschfahrzeug) oder ELW (Einsatzleitwagen).
Ein besonders jetzt im Hinblick auf die Sommer- und Grillzeit „brandaktuelles“ Thema ist die Gefahr der so genannten Fettexplosion, die durch Überhitzung des Fettes beim Frittieren hervorgerufen werden kann. ?Ja kein Wasser, sondern lieber den Deckel drauf?, folgerte Jörg Wagner nach der spektakulären Praxisvorführung auf der Grünfläche des Schulgeländes in Herbolzheim, die eine mehrere Meter hohe Stichflamme auslöste.
Das Wasser als unentbehrliches Element jeglichen Lebens war hier wohl fehl am Platze. Ansonsten gilt, gemäß einem bekannten Kinderlied, die Regel „… auch die Feuerwehr, benötigt Wasser sehr“. Im Brandfall kann die Neudenauer Wehr, je nach Lage der Dinge, Wasser aus den Fahrzeugtanks oder aus den Hydranten mit bis zu einer Pumpleistung von 1600 Litern pro Minute entnehmen.
Dem war aber nicht immer so: Eine Feuerlöschordnung für Neudenau von 1688 besagt, dass bei einem Brand die große Glocke läutet und ein Schuss vom Schloss abgegeben werde. Darauf sollen dann 130 namentlich aufgeführte Bürgersöhne mit dem Feuereimer vor dem Rathaus erscheinen. ?Löschwasser wird aus der Jagst geholt?, so die Überlieferung.
Am 19. November 1865 wurde die Freiwillige Feuerwehr Neudenau gegründet. Nach dem heutigen Stand besitzt diese, gemessen an der Anzahl aller Löschgruppen der Stadt, insgesamt 114 aktive Feuerwehrleute. Das bedeutet, dass jeweils auf 45 Neudenauer Einwohner der Schutz eines Florianjüngers kommt.
Foto: Die Schüler der Grundschulen Herbolzheim und Neudenau erhielten Infos über die schlagkräftige Ausstattung der Feuerwehr ihrer Heimatstadt. Dabei wurde auch eine Fettexplosion auf dem Schulgelände gezeigt. (Fotos: Manfred Dod)