"Das Wasser steht immer noch in den Straßen, es gibt keinen Strom und kein Telefon", berichten die sechs Feuerwehrleute kurz nach ihrer Ankunft im Weinsberger Feuerwehrmagazin. Vier Tage lang halfen sie den Bürgern im überfluteten Cossebaude. Ihr Fazit: "Die Leute dort sind am Ende."
Arbeiten und schlafen. Das war vier Tage lang der Rhythmus der sechs Feuerwehrleute in dem befreundeten Dresdener Stadtteil an der Elbe. Nachdem der Körper jetzt zur Ruhe kommt, formen sich bei ihnen die Bilder, die sie gesehen haben und wahrscheinlich auch nicht vergessen werden.
Bierkästen in den Baumkronen zeigten, wie hoch die Flutwelle war, eingerissene Zäune, zerborstene Gewächshäuser, Wäschespinnen und Plastiktüten im unansehnlich grauen Gestrüpp. Hunderte von Waschmaschinen und Sperrmüll auf einer Fläche so groß wie drei Fußballfelder, beschreiben sie.
Um das Grundwasser zu senken, wurde der Damm eingerissen. "Eine Schlammbrühe, so breit wie die Sulm, floss danach in die Elbe zurück, berichten die Feuerwehrleute. Dass es so schlimm werden würde, habe die Bevölkerung trotz Warnung nicht geglaubt, hat Abteilungsleiter Hartmut Flachsmann erfahren. "Das Chaos kam mit der zweiten Flutwelle."
Ein Bauer glaubte seine Hühner und Hasen unter Dach in Sicherheit. Auch die seien abgesoffen, wie so Vieles. Innerhalb einer Stunde mussten die Häuser evakuiert werden, der Damm drohte zu brechen. Zwei Tage lang war Cossebaude aus Sicherheitsgründen gesperrt.
Erst dann konnten sich die Bürger ein Bild vom Ausmaß der Verwüstung machen. Umgestürzte Gastanks, eine quer über der Straße geschobene Gartenlaube zeugen heute noch von der Wassergewalt.
"Große Dankbarkeit wurde uns entgegengebracht", erzählen die Helfer. Sie gingen von Haus zu Haus, packten mit an. Wilfried Dierolf erinnert sich, wie eine Frau ihn einfach in den Arm nahm. "Die Leute arbeiten Tag und Nacht", fügt Flachsmann hinzu.
An den neueren Häusern werde zum Beispiel durchnässter Verputz bis aufs Mauerwerk abgerissen, um sie wieder bewohnbar zu machen. Doch auch das war zu spüren: "Viele wollen in die alten Häuser nicht mehr zurück, sie sind deprimiert."
250 Stunden körperlicher Einsatz und die Erlebnisse haben Spuren bei den Weinsberger Kameraden hinterlassen. Jetzt sind sie erst einmal froh, wieder hier zu sein.
Eine zweite Gruppe von vier Kameraden hatten sie vor ihrer Rückfahrt noch eingewiesen. In den nächsten Tagen wird eine dritte Gruppe sie ablösen. "Wir helfen, so lange wir können", meint der stellvertretende Kommandant Lajosch Miklosch. Die Stadtverwaltung hat in der Zwischenzeit 5000 Euro als Soforthilfe nach Cossebaude überwiesen.
Info: Die Floriansjünger, die unter anderem in Cossebaude waren, heißen Nils Marian und Klaus Landenberger.