„Wie gut, dass alles nur eine Übung war“: Das war das einhellige Fazit von Bademeistern, DLRG, Rotem Kreuz und Feuerwehr nach einer Übung im Weinsberger Freibad.
Tobias Ebert von der Feuerwehr und Karl-Heinz Machauer vom Roten Kreuz hatten im Vorfeld folgendes „Drehbuch“ geschrieben: Bei einer Technikkontrolle am Ende des Badetages entdeckt ein Bademeister Mängel und ruft seinen Kollegen zu Hilfe. Als die beiden zu reparieren versuchen, stoßen sie einen Kanister mit Natriumhypochloritlösung um. Durch Oxidation entstehen ätzende Dämpfe, die beide Bademeister bewusstlos machen, und die auch durch die geöffnete Tür zum Technikraum ins Freie gelangen und dort Badegäste verletzen. Zusätzlich entsteht ein Kabelbrand.
Ein ganzes Aufgabenpaket also für die Rettungsdienste, die mit einem Rotkreuzfahrzeug und fünf Feuerwehrautos inklusive dem Gefahrgutwagen anrücken. Als Feuerwehrkommandant Lajosch Miklosch sich ein erstes Bild der Lage verschafft, kommt die erste Überraschung: Statt der im Drehbuch geplanten fünf bis sechs Verletzten müssen zehn Personen von der Wiese und dem Beckenrand geborgen werden. Es wollen sich einfach mehr der als Mimen eingesetzten DLRG-ler an der Übung beteiligen.
Unterdessen sind zwei weitere Feuerwehrleute damit beschäftigt, sich in den knallgelben Vollschutzanzug zu zwängen, um in den per Kunstnebel total verräucherten Keller des Technikgebäudes hinabzusteigen. Als sie nach einigen Minuten die beiden versteckten Puppen, die als Bademeister fungieren, gefunden haben, werden auch diese geborgen. Nach der Übergabe an das Rote Kreuz folgt jeweils dessen Part der Erstversorgung.
Im Ernstfall wären natürlich auch Notärzte anwesend sowie ein Messwagen, der die Umgebung auf giftige Dämpfe kontrollieren würde. Für Übungszwecke genügt die „kleine Besatzung“, die vor allem die Örtlichkeit kennen lernen will und die Zusammenarbeit erprobt. Auch wenn Bademeister Bernd Gutschalk klar ist, dass in der Realität seine Kollegen keine Überlebenschance gehabt hätten, ist er doch mit der Arbeit der Rettungsdienste zufrieden. „Sie waren toppmotiviert und haben überlegt und besonnen gehandelt“, lobte er. Die Feuerwehr wiederum hat erkannt, dass sie sich mit den Örtlichkeiten des Technikraumes vertraut machen muss, um im Ernstfall suchen zu können. „Wir werden in Zukunft jedes Jahr eine Übung dieser Art machen, um die Problematik und die Räumlichkeiten besser zu kennen“, zieht Miklosch ein Fazit.
Eine Gewissheit gibt's übrigens für die Badegäste: Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die geübte Szene in der Praxis wiederholt, ist äußerst gering. „Unsere Schwimmer können auch in Zukunft ohne ABC-Schutzmaske kommen“, meinte Gutschalk schmunzelnd.
Foto: Im gelben Vollschutzanzug bergen die Feuerwehrleute bei der Übung im Weinsberger Freibad die „Verletzten“ aus dem Technikraum. (Foto: Karin Freudenberger)