Gleich drei Gründe zur Freude hatte Kirchardt am Freitagabend: die Gründung einer eigenen Jugendfeuerwehr, die offizielle Zusammenführung der bisherigen Abteilungswehren und die Einweihung des Feuerwehrhauses, die auf absehbare Zeit letzte größere Investition der Gemeinde.
Dass am Freitag kurz vor der offiziellen Einweihung des markanten Gebäudes am Kirchardter Ortseingang von Richtung Berwangen 17 Jungen und Mädchen die Jugendfeuerwehr gründeten, freute Landrat Klaus Czernuska und Kreisbrandmeister Hans-Wilhelm Hansmann ganz besonders. Weist die Karte dieser Jugendorganisationen nun doch nur noch zwei weiße Flecken auf: Eberstadt und Cleebronn.
Die Ereignisse vom Grundsatzbeschluss zur Neukonzeption der Kirchardter Wehr und zum Neubau im September 2000 bis heute schilderte Bürgermeister Rudi Kübler. Die Neukonzeption - also die Zusammenführung der bisherigen Abteilungen - stieß in Kirchardt im Gegensatz zu manch' anderer Wehr im Landkreis auf offene Ohren. Nicht zuletzt notgedrungen, denn die Unterbringung der Abteilungen war nirgendwo mehr zeitgemäß. Als Konsequenz suchte man einen Standort für ein neues Feuerwehrhaus und fand den optimalen am Kirchardter Ortsrand.
Der Bau selbst lief, wie Architekt Gerd Krummlauf berichtete, reibungslos und unfallfrei. Aber nicht in finanzieller Hinsicht. Rechnete die Kommune zunächst mit 2,5 Millionen Mark Gesamtkosten, kamen bei genauerer Betrachtung samt Nebenkosten und Außenanlagen 1,8 Millionen Euro heraus. Doch die Ausschreibung der Gewerke brachte so erfreuliche Zahlen, dass das Projekt schließlich bei 1,5 Millionen Euro landete.
Paradox ist nur, dass ausgerechnet die Einsparungen eine schlechte Nachricht sind. Denn wegen der geringeren Bausumme fallen auch die entsprechenden Zuschüsse geringer aus - so dass jetzt der eigentlich gewünschte Übungsturm vor dem Gebäude gekippt ist. Ohne Zuschuss sei der Turm „momentan nicht realisierbar“, bedauerte der Bürgermeister, der den Neubau als architektonisch gelungenen Zweckbau und „ganz gewiss keinen Luxus“ bezeichnete. Mit letzterem reagierte er auf Stimmen im Ort, die den Bau kritisieren, nicht zuletzt wegen inzwischen angehobener Grundsteuern in der Kommune. Der Rathauschef unterstrich jedoch die Notwendigkeit einer einsatzfähigen Feuerwehr, und die gebe es eben nicht zum Nulltarif.
Dass die Zeit des Neubaus keine einfache war, man glaubte es Kommandant Gerhard Bentz aufs Wort. Über die Neukonzeption der Wehr - von ihm ursprünglich als Bürokratie empfunden - sei er mittlerweile heilfroh. Und beim Bau selbst sei die Wehr stets einbezogen worden: „Es waren Termine ohne Ende“, sagte der Kommandant, der das Amt am 1. Juli an Markus Bucher abgibt.
MdL Ingo Rust, der auch im Namen von Friedlinde Gurr-Hirsch sprach, verglich die Wehr mit einem Airbag: Gut, einen zu haben. Aber besser, ihn nie zu brauchen.