Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

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Die Leute wollen ein Sorglos-Paket und keine Bindung

von Rolf Muth HSt

Das Ehrenamt als Fundament der Gesellschaft und Chance im persönlichen Leben? Verbandsvertreter aus dem Stadt- und Landkreis Heilbronn diskutierten im Neckarsulmer Brauhaus beim Forum der Friedrich-Ebert-Stiftung.

Es gibt zwar Probleme, das Ehrenamt ist aber in keiner Krise , betont der SPD-Landtagsabgeordnete Reinhold Gall zum Auftakt der Gesprächsrunde, die Impulse geben und zum Mitmachen anregen soll. Leider aber bleiben im Prinzsaal etliche Plätze leer. Ein Ehrenamt, ist sich Gall sicher, kann Lebensfreude und Lebensinhalt geben .

Der Politiker ist beeindruckt von der unglaublichen Bandbreite der Möglichkeiten im sozialen, sportlichen, politischen Bereich, in der Gefahrenabwehr oder der Umwelt. Auf 14 000 Einwohner kommen beispielsweise in seiner Heimatgemeine Obersulm 80 Vereine. Trainer, Fahrdienste, Übungsleiter, ehrenamtliche Richter, Wanderwegwarte oder Nachbarschaftshilfen leisten unschätzbare ehrenamtliche Arbeit. Aber, so räumt Gall ein, es gebe weniger Pflichtgefühl und den Willen, sich bei einem Verein langfristig zu binden. Das bestätigt Rolf Kaelble, Chef des Schwäbischen Albvereins Heilbronn : Die Leute wollen ein Sorglos-Paket und keine Bindung. Die Menschen seien Teilnehmer und Geber in einer Bürgergesellschaft, so Gall. Nicht nur Nutzer und Benutzer.

Der Wert bürgerschaftlichen Engagements wird in Deutschland jährlich auf 25 Milliarden Euro geschätzt. Gall hält es aber für falsch, ehrenamtliche Arbeit zu bezahlen. Auch nicht, wenn sie künftig in Ganztagesschulen eingebracht wird. Dann wird die ehrenamtliche Arbeit ihres eigenen Wertes beraubt. Entschädigungen, Steuererleichterungen - dagegen hat der Landespolitiker nichts einzuwenden. Das sei es auch, was zum Beispiel in Bad Wimpfen gut ankomme, sagt der Vorsitzende des Feuerwehrkreisverbandes, Reinhold Korb. In der Stauferstadt beispielsweise werde der aktive Feuerwehrmann zum kostenlosen Freibad und vergünstigten Eintritt ins Solebad oder in die Museen eingeladen. Gerade beim ehrenamtlichen Feuerwehrdienst sei aufgrund der allzeitigen Bereitschaft eine hohe Akzeptanz in der Familie erforderlich, die sich Korb noch mehr auch in Firmen wünscht. Insgesamt müsse das Ehrenamt noch besser aufgewertet werden, fordert der Feuerwehrchef eine neue Anerkennungskultur, wie sie auch Kurt Scheffler vom Sportkreis Heilbronn vermisst. Dieser ist davon überzeugt, dass ein Ehrenamt zur persönlichen Entwicklung beitragen kann und daher auch für Heranwachsende wichtig ist. Das müsse auch der Personalchef bei seiner Personalentscheidung noch mehr berücksichtigen. Ein in der Freizeit ehrenamtlich aktiver Mensch bringe Sozialkompetenz und Teamfähigkeit mit. Auch Scheffler weiß, dass die Bereitschaft für längere Bindungen nachlässt. Warum also nicht zeitlich begrenzte Projekte anbieten? Zur Kooperation mit der Ganztagesschule gibt es von Scheffler ein klares Signal: Das geht nicht für umme.

Rolf Kaelble listet tausende Stunden ehrenamtlicher Arbeit auf. Probleme sieht er im hohen Aufwand der steuerlichen Abwicklung der Vereinsgeschäfte und in der langwierigen und umständlichen Registrierung der Vereine.

Gall sieht hier Handlungsbedarf: Das Land ist dort gefordert, wo man durch Bürokratismus den Spaß am Ehrenamt nimmt.

Foto1: Diskutierten über Chancen des Ehrenamts (von links) : Kurt Scheffler vom Sportkreis Heilbronn, Kreisfeuerwehr-Chef Reinhold Korb, Moderator Daniel Abbou, SPD-Politiker Reinhold Gall, Rolf Kaelble vom Albverein. (Foto: Ralf Seidel)

Foto2: Pressestelle Reinhold Gall