Seit 1. Februar ist sie einsatzbereit. Bis dahin ist sie quasi in der Ausbildung gewesen. Genauso wie die 16 Männer und eine Frau, die sich zusammen mit Gruppen- und Zugführern in 50 Schulungsstunden mit der Technik, der Ausstattung und der Bedienung der DLK 23/12 vertraut gemacht haben. Die neue Drehleiter der Freiwilligen Feuerwehr Wüstenrot ist im September 2015 übergeben worden. Natürlich kein Vergleich zu der Vorgängerin aus dem Jahr 1981, die die Gemeinde 2009 gekauft hat. Ihre technischen Mängel sind so gravierend gewesen, dass Kreisbrandmeister Uwe Vogel sie im vergangenen Juni hat stilllegen lassen.
Benjamin Schuster bewegt die Hebel am Heck des Einsatzfahrzeuges. Vier Abstützungen gehen in Position, die nun den 16-Tonner tragen. „Die Räder dienen nur als Ausgleich“, erklärt der Gerätewart der Abteilung Wüstenrot. „Es dauert nur eine Minute, bis sie ausgefahren ist“, nennt der stellvertretende Kommandant, Andreas Reh, ein Detail zur Drehleiter. Schuster im Bedienersitz demonstriert das. Bei einer Ausladung von zwölf Metern beträgt die Normrettungshöhe 23 Meter, der maximale Neigungswinkel 72 Grad. Der Gerätewart kann auf dem Display die Parameter abrufen: wie weit die Drehleiter ausgefahren ist, wann sie in den Grenzbereich gerät, wie viel der Rettungskorb noch tragen kann. 300 Kilogramm sind das Maximum.
Gelenkarm „Der Leiterkorb ist absenkbar“, fügt Gesamtkommandant Hans Mühlmann hinzu. Dieser befindet sich an einem Gelenkarm. Der Vorteil: So können Dachgauben genau angesteuert oder Balkone präzise angeleitert werden. Viele Ausstattungsgegenstände der Drehleiter erleichten einen Einsatz, beschleunigen die Rettung. Zum Beispiel die Kamera am Korb. Die ist quasi das Auge für den Maschinisten unten im Bedienersitz.
Oder die Memory-Steuerung, die den Bewegungsablauf speichert, der bei der Rettung mehrerer Menschen aus demselben Fenster abgerufen werden kann. Benjamin Schuster erwähnt die Rückholfunktion. Die Drehleiter merke sich die Lenkbewegungen der letzten zehn Minuten. Wichtig, wenn dem Trupp etwas im Korb passiert, und er herunter geholt werden muss. „Die Bedienung ist extrem einfach“, meint Schuster. Allerdings sei das Sonderfahrzeug von der technischen Seite bei der Ausbildung sehr aufwendig.
„Der technische Fortschritt ist in allen Belangen deutlich spürbar“, sagt Reh. Praktikabler, schneller, genauer, dazu computergestützte Sicherheitsfunktionen so charakterisiert er die moderne Drehleiter. „Sie erleichtert unsere Arbeit“, bestätigt Mühlmann. Die Einsatztaktik sei mit ihr eine ganz andere, wenn die Rettungskräfte über sie in ein Obergeschoss gelangten.
Eintreffzeit „Es ist notwendig, auf dem Berg eine Drehleiter stationiert zu haben, um den Brandschutz und die technische Hilfeleistung sicher zu stellen“, betont der Kommandant angesichts der Lage der Gemeinde. Von Obersulm aus sei die Eintreffzeit von 25 Minuten nicht zu gewährleisten. Deshalb haben Land und Kreis die Anschaffung auch bezuschusst.
„Wir können stolz sein, dass wir die Gerätschaften hier haben“, ist Mühlmann nun mehr als zufrieden mit dem Fuhrpark mit drei neuen Fahrzeugen im vergangenen Jahr. „Für eine Gemeinde unserer Größe sind wir sehr gut ausgestattet.“ Er erinnert schmunzelnd an die Berichterstattung über seine erste Hauptversammlung als Kommandant im Jahr 2007, als die Heilbronner Stimme getitelt hat: „Eigene Drehleiter ist völlig utopisch.“
Das Sonderfahrzeug, das im Feuerwehrhaus in Weihenbronn steht, ist nicht nur für den „Eigenbedarf“, sondern auch für die Nachbarschaftshilfe. So ist sie in der Alarm- und Ausrückeordnung Löwensteins enthalten, um den Brandschutz an der Klinik zu gewährleisten. Mit Spiegelberg besteht eine Kooperation für den Ortsteil Vorderbüchelberg. Überlandhilfe leisten die Wüstenroter auch für den Beilsteiner Teilort Stocksberg. Und mit Mainhardt werden laut Kommandant Mühlmann ebenfalls Gespräche über eine Kooperation über die Kreisgrenze hinweg geführt.