Fachleute sanieren derzeit den Weinsberger Eisenbahntunnel. Eine 890 Meter lange Baustelle unter Tage ist im Unterland etwas besonderes. Löschwasser, Belüftung, Einsatzpläne: Umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen sind notwendig.
Ein schwerer Radlader packt geflochtene Armiereisen und transportiert diese in den Eisenbahntunnel. Dort haben Arbeiter die Tunnelsohle schon vorbereitet. Das Eisen kann eingepasst, der Beton später eingebracht werden. Bis zu 45 Fachleute machen die Röhre fit für die Stadtbahn. Ihre Werkzeuge: Mächtige Maschinen - und Sprengstoff. In einem Abschnitt verarbeiten sie auch Styropor und Folien. „Das sind erhebliche Brandlasten“, sagt Kreisbrandmeister Hans-Wilhelm Hansmann. Brennendes Styropor in Verbindung mit Löschwasser ergebe Salzsäure. „Dazu kommen Betriebsstoffe wie Diesel für Maschinen und Fahrzeuge. “
Hansmann betont, dass eine 890 Meter lange Baustelle unter Tage eine heikle Angelegenheit ist. Schließlich gebe es abgesehen von den Portalen keine Fluchtwege, keine Möglichkeit für die Einsätzkräfte, an den Ort des Geschehens zu gelangen. Es habe im Vorfeld Gespräche gegeben, wie die größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten ist. Am Tisch saßen zum Beispiel das Landesbergbauamt, die Baufirmen, die Albtal-Verkehrsgesellschaft, Feuerwehren und die Berufsgenossenschaft. Erarbeitet wurde zudem ein Alarm- und Rettungsplan, der vorgibt, wann welche Wehr ausrückt. Auch der Mobile-Groß-Ventilator aus Neuenstadt könnte zum Einsatz kommen.
Hansmann hat darauf bestanden, dass die Baufirmen ihre Lager außerhalb des Tunnels einrichten müssen. Die provisorische Wasserleitung der Baufirmen muss alle 100 Meter Stutzen für Löschwasser aufweisen. „ Wobei die kleine Leitung nicht viel bringt“, sagt Hansmann. Die Bauleitung müsse täglich eine Liste führen, welche Mitarbeiter in der Röhre beschäftigt sind. Damit die Feuerwehren im Ernstfall wissen, wie viele Leute sie zu retten haben.
Ganz wichtig ist die Belüftung. Darauf weist Ralf Paaßens, Referatsleiter beim Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Baden-Württemberg, hin. Staub oder Gase müssten aus dem Tunnel geblasen werden. In Weinsberg sieht die Lösung so aus: In der Tunnelmitte wurde eine luftdichte Wand eingezogen, in die Lüfter montiert sind. Sie saugen die Luft aus einem Ende an und blasen sie auf der anderen Seite wieder hinaus. „Die Luftmenge ist genau berechnet“, erklärt Paaßens. So sei sicherzustellen, dass zum Beispiel die Abgase der Baumaschinen keinen Schaden anrichten können. Für das Bergbauamt ist die Weinsberger Röhre ein „kleineres und vergleichsweise unkritisches Projekt.“ Vorsicht sei trotzdem geboten. Die geplanten Sprengungen im Oktober bereiten Paaßens keine größeren Sorgen. Im Gegenteil. Weil im Tunnel gesprengt werde, sei die Gefahr des Steinflugs nicht so groß.
Erhält die Anlage - wenn sie schon saniert wird - Brandschutzanlagen? Hansmann schüttelt bedauernd den Kopf. Diese seien gesetzlich erst ab einer Tunnellänge von 1000 Metern vorgeschrieben. Beleuchtung oder Löschwasserversorgung wird es also auch weiterhin nicht geben.