Ilsfeld erinnerte mit einem eindrucksvollen Gedenkabend an die große Brand-Katastrophe, die vor 100 Jahren das Marktdorf an der Schozach in Schutt und Asche gelegt hatte. Wegen Gewitterregen musste die unter freiem Himmel geplante Veranstaltung in die Bartholomäus-Kirche verlegt werden.
Die Bankreihen waren voll gefüllt, als der Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr den Gedenkabend eröffnete. Bürgermeister Thomas Knödler zitierte aus einem Brief, den Vikar Loebich im September 1904, - einen Monat nach der Katastrophe - an seinen Vater geschrieben hatte: „Die Trauer um Unersetzliches macht es mir unmöglich, meine Gedanken in Worte zu fassen. Sie verfliegen vor den Sorgengesichtern, die aus den Trümmern auftauchen.“
Mit der Richard-Strauß-Komposition „Also sprach Zarathustra“ unterstrich der Musikverein Auenstein, mit welcher Wucht das Inferno am 4. August 1904 in Ilsfeld gewütet hatte. Eine Einstimmung „Flammende Bänder“ der Tanzgruppe des SSV Auenstein nach Dvoraks „Neue Welt“ stellte ausdrucksstark dar, wie zündelnde Kinder eine riesige Feuersbrunst verursacht hatten. Rote Bänder, von den Tänzerinnen geschwungen, symbolisierten das alles vernichtende Flammenmeer.
Eine mit viel Sorgfalt und Professionalität aufbereitete Fotoschau führte den Gästen in der Bartholomäus-Kirche die wenigen, tief bewegenden Bilddokumente vor Augen, die es vom Ilsfelder Brand gibt. Bürgermeister Thomas Knödler kommentierte sie. „Der 4. August 1904 war ein Tag der Vernichtung.“ Die Dorfmitte mit gut der Hälfte aller Häuser Ilsfelds wurde zerstört, 1000 Einwohner verloren innerhalb eines halben Tages ihr ganzes Hab und Gut und wurden obdachlos. Heute würden besonders die persönlichen Tragödien berühren, die aus den Bildern sprechen.
Knödler erinnerte auch an den Besuch des württembergischen Königs Wilhelm II. zwei Tage nach dem Brand, der den Wiederaufbau anordnete und zu Spenden aufrief. „Der Wiederaufbau Ilsfelds ist eine unglaubliche Gemeinschaftsleistung der Dorfbevölkerung und hat die Dorfgemeinschaft über Jahrzehnte hinweg zusammengeschweißt“, sagte der Gemeindechef.
Der neue baden-württembergische Innenminister Heribert Rech hob hervor, dass der Brand den Anstoß dazu gegeben hatte, das Feuerwehrwesen im Lande einheitlich zu gestalten. „Jedes Unglück bietet die Chance eines Neuanfanges“, sagte er. „Moderne Geräte, eine qualifizierte Ausbildung sowie hoch motivierte Feuerwehrleute tragen dazu bei, dass solche furchtbaren Brände der Vergangenheit angehören“, meinte Rech.
Nachfahren der Brandopfer und -verursacher erhielten von Thomas Knödler Stammbäume ihrer Familien. Die Originale sind im Ilsfelder Rathaus ausgestellt. Lothar Lemcke (Klavier) und Holger Ries (Tenor) sorgten für die zuversichtliche Note des Abends. Mit einem Fackelzug der Feuerwehr begaben sich die Gäste zum Weindorf. Die württembergische Weinkönigin Jasmin Kurz hatte sie dazu aufgefordert.