In Pfaffenhofen wurde unlängst ein Feuerwehrkommandant aus dem Ruhestand reaktiviert, weil kein Ersatz da war. Helmut Buchholz sprach mit dem Kommandanten der Heilbronner Feuerwehr, Eberhard Jochim, über die Situation der Wehren.
Herr Jochim, ist die Situation in Pfaffenhofen symptomatisch für die Personalsituation der Wehren?
Eberhard Jochim: Wie in allen Bereichen wird es auch bei der Feuerwehr zunehmend schwierig, ehrenamtliches Personal für Führungsaufgaben zu gewinnen. Bei uns in Heilbronn haben wir bisher aber immer Führungskräfte gefunden, die die Doppelbelastung von Beruf und Ehrenamt miteinander vereinbaren können.
Warum unterscheidet sich die Situation der Freiwilligen und der Berufsfeuerwehr so sehr?
Jochim: Man kann dies nicht so einfach vergleichen. Bei der Berufsfeuerwehr ist hauptamtliches Personal beschäftigt, das eine zweijährige Ausbildung absolviert. Die Aufgabenvielfalt, die während der Ausbildung gelehrt wird, ist eine Herausforderung für junge Leute. Deshalb bewerben sich immer noch viele Interessenten auf die freien Stellen. Unser Auswahlverfahren zeigt den Bewerbern aber ihre Leistungsgrenzen auf, dazu kommt noch die ärztliche Untersuchung.
Und wie ist es bei der Freiwilligen Feuerwehr?
Jochim: Im Ehrenamt ist die Nachwuchsgewinnung schwieriger. Die Leistungsträger sind heute im Beruf stark gefordert. Deshalb ist schon ein großer Wille zur Hilfe am Nächsten nötig, damit jemand die umfangreichen und notwendigen Ausbildungs- und Übungsstunden auf sich nimmt. Man darf auch nicht vergessen, dass die Tätigkeit der Feuerwehr im Einsatz für die Einsatzkräfte viele Gefahren mit sich bringt. Dies alles sind große Herausforderungen für unsere ehrenamtlichen Kräfte.
Wie sieht es mit dem Nachwuchs aus. Haben Sie genügend Bewerber? Oder müssen Sie sogar Leute abweisen?
Jochim: Die Zahlen sind flächendeckend rückläufig. Wir versuchen, über unsere Jugendfeuerwehr und durch gezielte Werbung Nachwuchs zu gewinnen. Unseren Bedarf an aktiven Helfern können auch wir jedoch zurzeit kaum decken.
Sehen Sie noch Einspar- oder Synergiepotenzial zwischen Feuerwehr und anderen Rettungsdiensten wie beispielsweise THW und Rotem Kreuz?
Jochim: Die Zusammenarbeit zwischen den Partnern in der nicht-polizeilichen Gefahrenabwehr läuft sehr gut. Finanzielle Kürzungen in diesen Bereichen sind nicht ohne Qualitätsverlust möglich. Für das hohe Engagement unserer Helfer muss die notwendige materielle Basis erhalten bleiben, damit wir den Schutz unserer Bürger sicherstellen können.
Sind die Personalstärken der Rettungsdienste und der Feuerwehr ausreichend? Wo klemmt es? Wo gibt es mehr als genug?
Jochim: Wir können für Heilbronn sagen, dass der Schutz unserer Bevölkerung gesichert ist. Durch die demographische Entwicklung muss man davon ausgehen, dass die Anzahl unserer aktiven Helfer abnehmen wird. Aus diesem Grund muss man Möglichkeiten finden, das ehrenamtliche Engagement für Rettungseinheiten wieder attraktiver zu gestalten.