Die meisten von ihnen schliefen, als das Unglück am Sonntagmorgen auf der A 6 bei Bad Rappenau passierte. Doch dem Flammeninferno in dem tschechischen Reisebus sind die 56 Fahrgäste und die zwei Busfahrer entkommen. „Wir haben Glück gehabt“, sagte Ilona Janowska (55) Stunden später.
Er saß in der fünften Reihe von hinten und schlief. Plötzlich hörte er gegen 3.30 Uhr die Rufe „Feuer, alle raus“. Miroslav Bochnjak (46) blickte zum Heckfenster und sah hohe Flammen gegen die Scheibe schlagen. „Da wusste ich, das sind die letzten Sekunden dieses Busses.“
Auf der Rückreise von einer Skiwoche im französischen Alpe d'Huez nach Prag war die Gruppe unterwegs. Der „fantastische Urlaub“ endete jäh auf der Autobahn. Die Busfahrer reagierten schnell, öffneten beide Türen des modernen Reisebusses, Baujahr 1999. In wenigen Minuten waren alle aus dem Bus auf die Straße gerannt, teils noch in Skischuhen, andere in Hausschlappen, andere in der Hektik mit zwei unterschiedlichen Schuhen und im leichten Hemd. Um sein Handy und die Digitalkamera zu holen, stieg Bochnjak noch mal ein. Auf dem Display seiner Kamera zeigt er Bilder, wie eine lange Feuerwalze aus dem Busdach schlägt und extreme Rauchwolken sich auf die Fahrbahn stürzen. Fünf, sechs Explosionen, sagt der Architekt, habe er gezählt. An seinen Schuhen kleben Dreckklumpen. Doch das ist jetzt egal. Sichtlich gefasst schildert der Mann die Minuten, die auch die letzten seines Lebens hätten sein können. „Einen guten Kaffee gab es hier, jetzt geht es wieder.“
Mit einem Bus der Heilbronner Verkehrsbetriebe wurde die Reisegruppe in die Neckargartacher Römerhalle gebracht. Mit kalten Getränken, Kaffee und Brötchen versorgte das Rote Kreuz Heilbronn die tschechischen Männer, Frauen und Kinder. Über 100 Brötchen aus der DRK-Tiefkühltruhe wurden aufgebacken, Wurst und Käse aus der Krankenhausküche beschafft. „Toi, toi, toi, es ist niemand verletzt“, fasste DRK-Vizevorsitzender Roland Irmer um 7.30 Uhr zusammen. „Wir sind gesund, das ist die Hauptsache“, sagte auch Ilona Janowska.
Was im Bus blieb, ist verbrannt. Skier, Skischuhe, Taschen, Jacken. Sogar die Reisepässe, die der Busfahrer eingesammelt hatte, wurden ein Opfer der Flammen. Mit zehn Fahrzeugen war die Heilbronner und Kirchhausener Feuerwehr nach dem Alarm zur Autobahn ausgerückt. Zu retten war an dem Bus nichts mehr. Einen heizbaren Container stellten die Wehren auf, in dem sich die Menschen zunächst einmal wärmen konnten. Die Rauchentwicklung war so stark, „dass man auf der Fahrbahn fast nichts mehr gesehen hat“, sagte Feuerwehrkommandant Eberhard Jochim. Erst nach rund zwei
„Die ganze Organisation von Polizei, Feuerwehr, Rotem Kreuz war fantastisch. Wir müssen ein großes Danke sagen“, stellt Bochnjak fest. Seine Tochter Micha (8) sitzt die ganze Zeit mit ihrem Plüschtier am Tisch. Sie wirkt müde. Wenn der Ersatzbus der Reisefirma kommt, sind es noch etwa fünf Stunden bis Prag.