Aus den Augen, aus dem Sinn. Diese menschliche Eigenart führt beim Feuerschutz zu Nachlässigkeit und die kann im Notfall verheerende Folgen haben. Wie das System der Verdrängung funktioniert, wird sich jetzt nach der Brandkatastrophe in Backnang zeigen. Wenn sich die Aufregung und Betroffenheit mit der Zeit abschwächt, verschwindet das Thema Brandschutz wieder aus der öffentlichen Wahrnehmung. So sehr, dass, wie vor wenigen Monaten in Heilbronn, sogar Kritik an vermeintlich überzogenen und zu strengen Brandschutzstandards laut werden kann bis zur nächsten Feuersbrunst.
Man muss kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass sich wenig ändern wird, um große Brände in Zukunft mehr als bisher zu verhindern. Vielleicht mit einer Ausnahme: Das Vorhaben der grün-roten Landesregierung, flächendeckend Rauchmelder einzuführen, ist zwar keine neue Forderung. Doch diese Technik würde den Brandschutz sicher ein sehr gutes Stück voranbringen. Allerdings ändern die Rauchmelder nichts an der maroden Elektrik in Altbauten, die möglicherweise das Feuer in Backnang verursacht hat. Für Privatvermieter gelten nicht ähnliche Brandschutzauflagen wie für Eigentümer öffentlicher Gebäude. Auch das ist ein Manko.
Eines der größten Defizite ist aber das mangelnde Bewusstsein in der Bevölkerung, wie man sich im Brandfall zu verhalten hat. Die zerstörerische Gewalt des Feuers wird im Alltag immer noch unterschätzt. Nach tödlichen Flammen wie jetzt in Backnang flackert zwar die Frage auf, ob man nicht zum Beispiel mehr Evakuierungsübungen in Schulen und Betrieben machen müsste. Doch wenn die Woge der Bestürzung über die Katastrophe abgeebbt ist, wird diese Diskussion leider leiser. Dann ist der Brandschutz wieder aus den Augen, aus dem Sinn.