Alarm im Abstatter Seniorenlandhaus Fridericke. Es raucht im Gebäudeinneren, ein Brand in der Küche wird vermutet. Knapp fünf Minuten später trifft der Kommandowagen der Freiwilligen Feuerwehr Abstatt mit Einsatzleiter Rüdiger Rudolph am Freitagabend um 19.37 Uhr ein, koordiniert das weitere Geschehen. Zum Glück handelt es sich um keinen Notfall, sondern die Jahreshauptübung der Feuerwehr in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Roten Kreuz.
Hinweise Rudolph, stellvertretender Kommandant, nimmt an der Eingangstüre des Pflegeheims, in dem 36 Menschen wohnen, den Generalschlüssel entgegen. Pflegekraft Susanne König übergibt ihm einen Plan und informiert: "Es sind noch sechs Personen im Haus". Drei seien in ihren Zimmern, zwei unterwegs und würden im Keller vermutet. Der sechste sei zuletzt an der Feuertreppe gesehen worden.
Inzwischen sind das Tanklöschfahrzeug (TLF 16/25), das Löschgruppenfahrzeug (LF 8), der Mannschaftstransportwagen (MTW 1) und der Einsatzleitwagen (ELW 1) eingetroffen. Einsatzleiter Rudolph verteilt an seine über 50 Einsatzkräfte die Aufgaben. Zum Teil mit Atemschutz, dringen sie in das Gebäude vor. Um das ganze Haus werden Schläuche verteilt. Schon bald wird der erste Bewohner von zwei Feuerwehrmännern aus dem Haus geführt und den Sanitätern der DRK-Ortsgruppen Abstatt, Heinriet und Ilsfeld, die mit rund 20 Einsatzkräften vor Ort sind, zur weiteren Versorgung übergeben. Ein Grinsen im Gesicht kann sich der Gerettete nicht verkneifen.
Die Bewohner des Heims sind vom Pflegepersonal nicht ins Freie geführt worden, wie das bei einem Ernstfall zu tun wäre, sondern sitzen so, dass sie die Übung nicht behindern, aber das ganze Spektakel verfolgen können. Die zu rettenden Personen sind Mitglieder der Jugendfeuerwehr. Undenkbar ist es für Heim- und Pflegedienstleiterin Sandra Albrecht, die Senioren in die Übung einzubinden. "Sie wären viel zu aufgeregt", betont sie.
Susanne König steht immer noch auf ihrem Posten vor dem Heim. Immer wieder drückt sie auf den Knopf, um die Tür mit der automatischen Schließanlage zu öffnen. Ein Feuerwehrmann will rein. Die Tür öffnet nicht. "Jetzt brauchen wir den Schlüssel", sagt König. Ob denn niemand weiß, wie das Schloss des Eingangs zu entriegeln sei, will Hartmut Braun, Vorstandsvorsitzender der Karl-Schaude-Stiftung wissen. Die Sekunden kommen dem Zuschauer lange vor. Abhilfe schafft der stellvertretende Pflegedienstleiter Reinhold Klein. Er entriegelt die Tür. Die vermissten Bewohner sind 20 Minuten nach Eintreffen der Wehr allesamt gerettet. Ebenso der Feuerwehrmann, der vom ersten Stock gestürzt war, und die Sanitäterin, die sich einen Wirbelsäulenbruch und eine Platzwunde zugezogen hatte.
Manöverkritik "Sehr zufrieden" ist Kommandant Gunter Leontiev im Anschluss an die Übung. "Ich hatte gedacht, dass die Truppe länger braucht", sagt er. Das Zusammenspiel mit dem DRK habe gut geklappt. Trotzdem wolle man die Zusammenarbeit intensivieren.
Zwei Punkte im Heim sind laut Leontiev zu verbessern. Die verschiedenen Stockwerke sollten erkennbar markiert werden. Auch das Problem mit der Tür wird angegangen. "Die Rettungswege solcher Objekte zu prüfen, ist überaus wichtig", betont Bürgermeister Rüdiger Braun, der die Übung verfolgt. Der Bereitschaftsleiter des DRK-Ortsvereins Abstatt, Lars Wonnenberger, will "die Schnittstellen mit Feuerwehr und Pflegeheim weiter verbessern".
Bild: Den Ernstfall geprobt: Die Feuerwehr Abstatt und die DRK-Ortsgruppen Abstatt, Heinriet und Ilsfeld waren im Seniorenlandhaus Fridericke aktiv. (Foto: Ute Knödler)