Am Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr Leingarten gibt Maschinisten-Ausbilder Steffen Nagel mit einem Lageplan in der Hand klare Anweisungen: Am unteren Eichbottsee wird heute die Wasserförderung über lange Wegstrecken geübt. Auch die Handhabung des „Pümples“, wie die Kameraden ihre extrem leistungsstarke Hochwasserpumpe scherzhaft nennen, soll geprobt werden. Mit Hilfeleistungs- (HLF), Tanklösch- (TLF) und Löschgruppenfahrzeug (LF) machen sich 15 Maschinisten auf den Weg ins Naherholungsgebiet.
„In Leingarten ist die Ausbildung zum Maschinisten seit Jahren Pflicht“, erklärt Kommandant Rouven Leibbrand. 42 von 69 seiner Kameraden haben sie bereits absolviert und dazu 35-Stunden-Lehrgänge in Brackenheim, Lauffen, Schwaigern oder Eppingen besucht. Vertieft wird das Wissen bei jährlich zwölf Übungen in kleinen Gruppen vor Ort. Die Aufgaben sind vielfältig: So müssen sie beispielsweise Mannschaft und Gerät sicher zum Einsatzort bringen, die Einsatzstelle absichern, die Feuerlöschkreiselpumpe bedienen, die Aggregate des Löschfahrzeugs beherrschen oder nach der Rückkehr die Fahrzeuge wieder fit für den nächsten Einsatz machen.
„Bei einer Alarmierung besetzt der erste Feuerwehrangehörige, der im Gerätehaus eintrifft, die Funkzentrale. Der nächste mit Führerschein Klasse C und Maschinistenausbildung fährt das Löschfahrzeug“, beschreibt Leibbrand. Die Gemeinde Leingarten bezahlt zwei Feuerwehrleuten pro Jahr den C-Klasse-Führerschein. Im Gegenzug müssen sich diese für zehn Jahre der Feuerwehr verpflichten.
Lange Leitung Am Seeufer haben die Maschinisten inzwischen die Tragkraftspritze (TS) aufgestellt und einen Schlauch ins Wasser gehängt. Mit vielen weiteren Schlauchstücken wird die TS mit dem schräg gegenüber stehenden TLF verbunden. „Bei einem Vollbrand, etwa auf den Riedhöfen, würde eine Leitung mit einer Leistung von 800 Liter Wasser pro Minute nicht reichen“, erläutert der Kommandant. Dann käme am nahe gelegenen Leinbach zusätzlich die TS zum Einsatz. Nagel zeigt seinen Kameraden einmal mehr, wie man das Gerät bedient, das 1000 Liter Wasser pro Minute bei einem Druck von zehn bar fördert. „Im Prinzip ist es einfach. Einschalten und Zündung anschalten, gucken, ob alle Abgänge zu sind“, so der 34-Jährige. Es geht auch darum, den Funkkontakt zum TLF herzustellen und abzusprechen, wann es Wasser braucht. Jeder darf mal ausprobieren, wie sich der Wasserdruck verändern lässt. „Bei einer Übung geht alles langsamer, um Abläufe zu verinnerlichen“, sagt der Brandmeister. „Wir machen das ja alle nicht hauptberuflich“, ergänzt Leibbrand, der als Projektleiter bei Bosch arbeitet und seit 2013 Kommandant ist. „Im Einsatzfall hat man immer ein bisschen Adrenalin, und dann wäre es schwierig ohne Routine“, unterstreicht Feuerwehrmann Timo Garreis (31), von Beruf Zöllner, wie wichtig diese Übungen sind.
Hohe Leistung Die TS kommt oft zum Einsatz. Für manche noch neu ist das „Pümple“. Zwei Stück davon hat der Hochwasserzweckverband Leintal vor zwei Jahren angeschafft − eines für Heilbronn, eines für Leingarten − um vollgelaufene Regenüberlaufbecken kontrolliert abzupumpen. Sie hat eine Leistung von 5500 Liter pro Minute und kann Schmutz und Fremdkörper bis 80 Millimeter fördern. Zweimal war sie schon im Einsatz: „Letztes Jahr bei Audi und vor zwei Jahren an der Jagst“, so Leibbrand. Bei der Übung geht es darum, wie man sie aufbaut und um die technischen Abläufe. „Wir müssen an den Anforderungen wachsen“, betont Hauptfeuerwehrmann und Landwirt Ulrich Beck (55), der seit 30 Jahren dabei ist.
Dann wird es für alle spannend. Mit einer Kettensäge schneidet Markus Klotz einen Schlauch an zwei Stellen an. „Das machen wir höchstens alle zwei, drei Jahre mal“, sagt Rouven Leibbrand − natürlich mit einem ausgemusterten Exemplar. „Wenn die Wasserversorgung abrupt abbricht, bedeutet das Lebensgefahr für die Kameraden, die zum Löschen in einem Gebäude sind“, weiß der 34-Jährige. Dann müsse entweder schnellstmöglich Ersatz beschafft oder ein Reparaturkit verwendet werden. Das macht heute Stefanie Walter (30), eine von fünf Frauen bei der Leingartener Wehr. Ruckzuck ist der Schlauch dicht. „Die Wahrscheinlichkeit, dass wir das mal brauchen, liegt bei einem Prozent“, erklärt der Kommandant. Trotzdem sollen seine Leute wissen, wie es benutzt wird. In seiner jungen Truppe sei der Anspruch, Qualität zu liefern, und das Bedürfnis, gut ausgebildet zu sein, sehr hoch. Das gibt allen Sicherheit. „Und für einen Einsatzleiter ist es das Wichtigste, dass alle Leute gesund wieder heimkommen.“