Ein Heilbronner Feuerwehrtaucher berichtet von dem dramatischen Einsatz in Weißbach und blickt auf den tragischen Tod eines Kollegen in der Flutnacht.
Beim Notfalleinsatz im hohenlohischen Weißbach war die Tauchergruppe der Heilbronner Feuerwehr in der Flutnacht. Sie konnte einen Hausbewohner nur noch tot aus einem Kellerraum bergen. Tauch-Einsatzführer Frank Zimmermann (37) blickt im Gespräch mit Stimme-Redakteur Carsten Friese auf das Geschehen zurück.
Wie dramatisch war die Situation?
Frank Zimmermann: In der Dramatik habe ich noch keinen Einsatz erlebt. Als wir nach einer sehr schwierigen Fahrt durch das Unwetter - teilweise mit Schritttempo auf der Autobahn - gegen 23 Uhr am Haus ankamen, war die Straße wie ein Flussbett, die Kellerräume bis zur Decke voll Wasser, auch das Treppenhaus zum Keller stand unter Wasser. Die Sicht im trüben Wasser war gleich null.
Wie sind Sie vorgegangen?
Zimmermann: Wir haben zwei Taucher an Leinen und mit Sprechverbindung ins Wasser gelassen. Einer hat die Kellertür aufgehalten, der andere hat sich zum Kellerraum vorgetastet, in dem der Mann eingeschlossen war. Sein Sohn hatte zuvor eine Skizze von den Kellerräumen gezeichnet. Leider hat unser Taucher den Mann dort nur noch tot gefunden.
Was fühlt man da?
Zimmermann: Man funktioniert, ist voll auf den Einsatz konzentriert. Wir waren darauf eingestellt, dass der Mann tot sein kann. Das ist auch eine Art Selbstschutz. Das persönliche Leid der Angehörigen danach nimmt einen dann stark mit.
Wieso konnte der Taucher die Tür des Kellerraums öffnen, der Mann beim Eindringen der Wassermassen jedoch nicht?
Zimmermann: Wenn der ganze Keller unter Wasser steht, ist ein Druckausgleich da. Wenn der Raum nur halb mit Wasser voll ist und weiteres Wasser dringt von außen dagegen, ist der Druck zu groß, dann hat man keine Chance, die Tür zu öffnen.
In Schwäbisch Gmünd ist ein Feuerwehrmann ertrunken, als er einen in den Fluten einer Straße untergetauchten Mann retten wollte. War der Einsatz dort zu gefährlich?
Zimmermann: Wenn die Wasserfläche ruhig ist, wenn man nichts vom Sog eines offenen Gullydeckels im Untergrund sieht, will man nur helfen. Da kann man niemand etwas vorwerfen. Hinter einem Sog bei Hochwasser stecken massive Kräfte. An dem Fall wird einem bewusst, welche Gefahren man bei solchen Einsätzen auf sich nimmt.
Es gab auch Autofahrer in Not, die in Wasserflächen feststeckten, ihre Tür nicht aufbekamen. Was raten Sie da?
Zimmermann: Nie ins Wasser einfahren. Es wird bereits kritisch, wenn die Wasserfläche in Höhe des Türschwellers steht. Da hat man eine Aufliegefläche wie ein Boot und kann weggeschwemmt werden. Unsere Wasserrettungsgruppe ist im Landkreis Heilbronn in der Nacht zu fünf Fällen wegen im Wasser feststeckender Autos alarmiert wurden. Glücklicherweise konnten sich die Fahrer selbst oder mit Hilfe der örtlichen Feuerwehr vorher schon aus den Wagen retten.
Bild 1: Frank Zimmermann war in der Nacht Tauch-Einsatzführer bei der Rettungsaktion in Weißbach. Mit neun Tauchern war die Wasserrettungsgruppe der Heilbronner Feuerwehr am Einsatzort. Zwei Taucher gingen gesichert an Seilen in die dunkle Brühe uns suchten nach dem vermissten Mann. Er hatte im Kellerraum offenbar versucht, angesichts steigender Wassermassen im Keller den Strom abzuschalten. Dabei wurde er von plötzlich nachschießenden Wassermassen überrascht. Sein Sohn konnte sich offenbar gerade noch rechtzeitig retten. (Foto: Friese)
Bild 2: Das Bild zeigt den Einsatzort in Weißbach. Zu sehen ist die braune Brühe, die bereits im Treppenhaus zum Keller steht. Hier gingen zwei Taucher ins Wasser, tasteten sich zu den Kellerräumen vor und suchten nach dem vermissten Hausbewohner. Ein Taucher konnte ihn nur noch tot bergen. (Foto: Feuerwehr)