Ob Orkan „Lothar“, der 11. September oder das Flugzeugunglück von Überlingen: Immer wieder werden Behörden, Sicherheits- und Rettungskräfte von Krisen überrascht, auf die sie nicht vorbereitet sind. Das soll sich ändern.
Als kurz vor Mitternacht in der Nacht zum 1. Juli 2002 der Absturz zweier Flugzeuge über Überlingen weltweit für Bestürzung sorgte, standen die Telefone bei vermeintlichen und tatsächlichen Auskunftsstellen nicht mehr still.
Eltern, deren Kinder in den Internaten rund um den Bodensee zur Schule gehen; Freunde von in der Ferienregion urlaubenden Menschen; Journalisten von Amerika bis Russland: Alle wollten möglichst schnell möglichst viele Informationen.
So erhielten das Rote Kreuz, der Flughafen Friedrichshafen und sogar die Telefonauskunft zahlreiche Nachfragen - ohne weiterhelfen zu können. Und dort, wo Informationen vorlagen, wie im Lagezentrum des Innenministeriums, musste man sich um andere Dinge kümmern: etwa um den Einsatz von Hubschraubern und Tauchern oder die Verstärkung der Einsatzkräfte am Unglücksort.
Doch auch im Lagezentrum waren alle bekannten Nummern permanent belegt und damit die eigentliche Arbeit, die Beschaffung und Weitergabe von Informationen sowie die Koordination von Hilfsmaßnahmen, blockiert.
Künftig sollen „Krisenmanager“ dafür sorgen, dass sich so etwas nicht wiederholt. Dieser Vorschlag ist Teil eines 28 Seiten starken, vom baden-württembergischen Innenministerium in Auftrag gegebenen Konzepts zur „Optimierung der Krisenkommunikation“.
Grundsätzlich, heißt es in dem Papier, müsse in Krisenfällen eine Stelle alle Informationen sammeln und an alle beteiligten Kräfte weitergeben. Außerdem fordern die externen Berater die Einrichtung von Extra-Telefonen mit Geheimnummern („Rote Telefone“) bei allen wichtigen Rettungs- und Einsatzstellen, damit diese auch im Katastrophenfall ihre Maßnahmen absprechen können.
Jede Behörde und jede Kommune soll zudem ein Handbuch mit einer Checkliste für Krisenfälle erhalten. Einen entsprechenden Entwurf diskutieren heute Vertreter der Kommunalverbände und verschiedener Landesministerien.
Während sich alle Beteiligten über die Notwendigkeit eines solchen Handbuchs einig sind, dürfte die Finanzierung umstritten sein. Innerhalb des Anti-Terror-Programms der Landesregierung sind zwar 200 000 Euro für ein verbessertes Krisenmanagement vorgesehen. Doch dies deckt die Kosten für den Druck des Handbuchs nicht ab. Und die Kommunen kann niemand zwingen, den Leitfaden zu kaufen.