Wie sich die Gemeinde Oedheim künftig besser vor schweren Unwettern schützen kann, das ist am Mittwochabend bei einer Bürgerversammlung in der Kochana diskutiert worden. Knapp 200 Zuhörer, die meisten von ihnen betroffene Anwohner, fanden sich ein. Ingenieur Edgar Kraft stellte verschiedene Lösungen vor. Unter anderem sprach er sich für eine Flutmulde aus – sozusagen eine Umgehungsstraße für die Wassermassen.
Diese Flutmulde könnte an der Siedlungsgrenze vorbei bis zum Kocher führen. Weil sie dort durchs Wasserschutzgebiet gebaut werden müsste, bedürfe es aber einer wasserrechtlichen Genehmigung. „Man kann also nicht am nächsten Tag damit anfangen“, sagte Kraft. Dazu empfahl er, oberhalb der Siedlung einen Damm zu schütten. In Kombination mit zusätzlichen Dammbalken, mit der die Straßen im Wohngebiet kurzfristig blockiert werden könnten, wäre seiner Ansicht nach „der Schutz gesichert“. Ein neues Hochwasserrückhaltebecken wäre im Vergleich zu dieser Variante teurer.
Die Vorschläge von Ingenieur Kraft werden in der nächsten Sitzung des Gemeinderats besprochen. Bürgermeister Ulrich Ruoff hatte sich nach den Bitten der Anwohner aus der Degmarner Straße auf eine vorzeitige Bürgerversammlung eingelassen. Die Diskussion verlief insgesamt sachlich, wenngleich die Stimmung teilweise aufgeregt war.
Die Angst vor einem weiteren Unwetter war den Anwohnern anzumerken. Deshalb kam am Mittwoch auch die Frage auf, was man nun vorab tun könne, bevor das nächste Gewitter zuschlage. Aus Gemeindesicht beschränkt sich das darauf, Kanäle auszuspülen und Sandsäcke bereitzustellen. „Das ist das, was wir momentan machen können“, sagte Ruoff. Einem erneuten Unwetter in dieser Dimension stehe jeder machtlos gegenüber. Allerdings will Ruoff auch kurzfristige Veränderungen prüfen, zum Beispiel an Weg und Acker, die oberhalb der Degmarner Straße angrenzen.
Wenn sich der Gemeinderat dazu entschließe, Ingenieur Kraft mit weiteren Planungen zu beauftragen, so Ruoff, werde es „so schnell wie möglich“ weitergehen. „Den Gemeinderatsbeschluss, den kriegen wir. Da habe ich keine Bedenken.“ Er würde hoffen, dass der Bau von zusätzlichen Schutzmaßnahmen noch bis Ende diesen Jahres abgeschlossen wäre.
Heftige Kritik an Verwaltung und Gemeinderat äußerte Walter Denz, Anwohner in der Degmarner Straße. „Für die Betroffenen war das eine Katastrophe“, sagte er. Manches hätte seiner Ansicht besser laufen können und vor allem bürgernäher. „Bis heute haben sich Gemeinderäte nicht sehen lassen.“ Bürgermeister Ruoff sei am Freitag, eine Woche nach der Flut, zu ihm gekommen. Er sehe die Mitglieder des Gemeinderats hier in der Pflicht, sagte Denz. Dass dies keine Einzelmeinung ist, war am übereinstimmenden Applaus der Zuhörer zu erkennen. Denz kritisierte auch, dass eine Familie aus der Degmarner Straße dazu aufgefordert worden sei, ihren privat organisierten Container wieder zu entleeren – weil ja eine gesonderte Sperrmüllabfuhr geplant sei. „Eine ungeheuerliche Aufforderung“, wie Denz findet. „Es hat nicht viel gefehlt, dann wäre die Degmarner Straße explodiert.“
Bürgermeister Ruoff bat um Verständnis. Auch für die Gemeinde sei das Unwetter eine Ausnahmesituation gewesen. „Ich kann verstehen, dass die Nerven blank liegen.“ Man werde schauen, dass die Anwohner in der Zukunft vor solchen Unwettern so weit es geht geschützt werden.
Auch um das Thema Versicherungsschutz ging es in der Bürgerversammlung. Ein Anwohner sprach vielen aus der Seele: „Die Versicherungen, die sind einwandfrei, solange man sie nicht braucht."