Das Problem nimmt zu: Im Ernstfall fehlen den Feuerwehren tagsüber die Rettungskräfte. Das bestätigen Kommandanten im Kraichgau. Kommunen, kritisieren manche, seien noch nicht darauf eingestellt.
„Das Problem besteht bei jeder Feuerwehr“, ist Bonfelds Abteilungskommandant Axel Klumbach sicher. Je nach Tageszeit, räumt er ein, sind die geforderten neun Einsatzkräfte nicht da. Sie sollen innerhalb von zehn Minuten am Unglücksort eintreffen. „Man kann aber auch mit fünf oder sieben effizient arbeiten“, beruhigt der Abteilungskommandant. Je nach Notfall rücken Wehrangehörige in der Kernstadt mit aus.
„Abends ist es kein Problem“, pflichtet Heinz Kemmler bei. Sorgen bereitet dem Abteilungschef in Rohrbach die ohnehin geringe Zahl aktiver Feuerwehrleute. Gerade mal 25 sind's. Und von denen arbeiten einige auswärts. Frauen gibt es keine in der Abteilungswehr. Sie einbinden? „Ob das machbar ist“, müsse sicher überlegt werden, gibt Kemmler zu. Bislang habe die Rohrbacher Abteilung aber immer auf genügend Freiwillige zurückgreifen können.
„Die meisten arbeiten außerhalb“, sagt Kommandant Karl-Richard Sorg. Mit 64 Aktiven ist die Gemminger und Stebbacher Feuerwehr „nicht schlecht bestückt“. Weniger gut ist die Situation jedoch zwischen 13 und 16.30 Uhr. Da wird es knapp mit den Kräften.
Ein Lösungsvorschlag: Frauen gezielt ansprechen. Sie füllen die Lücken in der einstigen Männerdomäne. Die Nachwuchstruppe in Bonfeld besteht ausschließlich aus Mädchen. Eher Zufall. „Wo es die Mädchen mal hinverschlägt, weiß man ja auch nie“, meint Klumbach. Er denkt daran, Frauen anzusprechen, die fest im Ort verankert sind. Denkbar ist eine andere Idee: In den Betrieben vor Ort mal nachfragen, ob dort nicht auch einige Feuerwehrmitglieder beschäftigt sind. Die könnten zum Beispiel tagsüber mit ausrücken. Schließlich seien die Schritte der Grundausbildung einheitlich. Zudem wären die Auswärtigen „ja nicht auf sich allein gestellt“. Mit der Vorstellung hat sich in Bonfeld bereits der Abteilungsausschuss auseinander gesetzt. Noch war der Bad Rappenauer Teilort in keiner Notlage. „Aber im Sinne der Weiterentwicklung der Feuerwehr“ müsse man sich Gedanken machen. Axel Klumbachs Appell: „Vor dem Thema nicht die Augen verschließen.“
Offenheit wünscht sich auch Karl-Richard Sorg. Auf das Problem mangelnde Rettungshelfer haben sich Kommunen seiner Ansicht nach noch nicht eingestellt. So sollten Gemeindemitarbeiter, die sich bei der Feuerwehr engagieren, bevorzugt eingestellt werden, schlägt er vor.
Wenn Lebensretter fehlen, ist das auch ein Nachwuchsproblem. „Junge Feuerwehrmänner ziehen weg“, weiß Kemmler. Überhaupt sei es schwierig, Jugendliche für die sehr umfangreiche Grundausbildung zu gewinnen. Viele Abende und ganze Samstage müssten geopfert werden. Und den Lippenbekenntnissen zum Trotz: „Das Ehrenamt wird bei uns nicht groß geschrieben.“
Foto: Kommandanten im Kraichgau machen deutlich, dass es tagsüber an ehrenamtlichen Einsatzkräften mangelt. Einer der wenigen hauptamtlichen Kräfte ist zum Beispiel Dietmar Waidler, Gerätewart in Eppingen. (Foto: Heike Kinkopf)
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