Am Tag nach dem Brand im Wohnhaus der Gellmersbacher Familie Stengel herrscht immer noch Rätselraten über die Ursache. Weder Horst Stengel noch die Polizei oder Feuerwehr haben eine Erklärung für den Ausbruch des Feuers, das sich vom äußersten Balkoneck ausgehend über die Pergola bis übers ganze Dach ausgebreitet hatte. Auch Spekulationen, dass durch eine Glasscherbe Selbstentzündung erfolgte, seien nicht belegbar und eher unwahrscheinlich.
Rauchsäule
Stengel selbst war beim Ausbruch des Brandes gerade auf der Rückfahrt von Grantschen, wo er am Vorabend seinen 50. Geburtstag gefeiert hatte und nun aufräumen musste. „Schon von weitem habe ich die Rauchsäule gesehen und mir gedacht, dass das im Ortszentrum liegen muss", so Stengel. Je näher er kam, desto schrecklicher wurde der Verdacht aufs eigene Anwesen, der dann schließlich durch einen Handyanruf zur Sicherheit wurde. „Als erstes haben wir zusammen mit der Feuerwehr unsere Katze gesucht, die noch im Haus war", berichtet er. Dann konnte die Familie nur noch hoffen, dass der Brand nicht auf den vor 200 Jahren errichteten Altbau der in fünfter Generation betriebenen Wein- und Sektkellerei übergreift. „Dieses Holzgebäude wäre in kürzester Zeit heruntergebrannt", ist sich Stengel sicher und macht der Feuerwehr ein Kompliment, dies verhindert zu haben.
Ein anderes Dankeschön geht an die Gellmersbacher Bevölkerung, die spontan mit angepackt hat, wo auch immer es möglich war. „Nachbarn haben sogar Wäsche mitgenommen und für uns gewaschen", möchte sich Ellen Stengel bei allen bedanken, die geholfen haben. Das vielfach geäußerte Angebot, bei Freunden zu wohnen, musste die Familie nicht annehmen, da im Hintergebäude ein Appartement für Erntehelfer zur Verfügung steht und auch im Altbau noch provisorische Schlafmöglichkeiten vorhanden sind.
Aufräumarbeiten
Die Versicherung hat das Gebäude bereits am Montag zu Aufräumarbeiten frei gegeben, so dass nun das Dach abgeräumt und das Dachgeschoss ausgeräumt werden kann. Im Schlafzimmer der Familie Stengel ist die Decke komplett eingebrochen. In den anderen Räumen geht der Schaden vor allem auf Ruß und Löschwasser zurück. „Aber der Wasserschaden hält sich in Grenzen", macht Stengel der örtlichen Feuerwehr ein weiteres Kompliment.
Nicht beeinträchtigt wurden der Ladenbetrieb und der Besen. „Bei den Tagen des offenen Weinkellers am 17. und 18. Mai werden wir selbstverständlich mitmachen, und der Laden bleibt auch geöffnet", blickt Stengel schon wieder vorsichtig optimistisch in die Zukunft. Und gibt zu, Glück im Unglück gehabt zu haben: Bei einem nächtlichen Feuerausbruch, so glaubt die Familie, hätte sie wahrscheinlich kaum Überlebenschancen gehabt.
Bild: Das Schlafzimmer ist eine Trümmerwüste. )Foto: Karin Freudenberger)