Nach der Festnahme eines mutmaßlichen Brandstifters in Untergriesheim sind die Bürger einerseits erleichtert. Für viel Unruhe und schlafarme Nächte hat eine Brandserie gesorgt, bei der seit Dezember zum Teil massiver Sachschaden entstanden war: im Unterstand eines Kindergartens, im Lager eine Baufirma, in einer Scheune, die direkt an ein Wohnhaus grenzt, und an einem Gartenhaus.
Eine Frage wird überall diskutiert. Ist der Tatverdächtige, der nach Polizeiangaben das Anstecken des Gartenhauses gestanden hat, auch der Feuerteufel, der hinter den anderen Bränden steckt? "Solange es keine Gewissheit gibt, ist es noch nicht vorbei", sagt eine Anwohnerin.
Ärger als Tatmotiv? Ungewöhnlich ist die letzte Tat in jedem Fall. Nach HSt-Recherchen war es das Gartenhaus seiner Eltern, das der 26-jährige Tatverdächtige in der Nacht auf Samstag in Brand gesteckt hat. Er wohnte mit den Eltern gleich nebenan. Dies bestätigt Staatsanwalt Harald Lustig. Das Holzhaus liegt im eingezäunten Garten nahe des Jagstufers. Ein Fremder müsste über den Zaun klettern und 15 Meter laufen, um ans Gartenhaus zu kommen. Als Motiv gab der junge Mann Verärgerung über die Eltern an. "Er wollte den Familienangehörigen weh tun", sagt Lustig.
Sonderbar ist, dass der 26-Jährige die Feuerwehr selbst alarmierte. Er war gegen 3 Uhr am Brandort und gab an, einen wegrennenden Tatverdächtigen kurz verfolgt zu haben. Als die Polizei nachschaute, stutzte sie. Im Schnee waren nur zwei statt vier Schuhspuren. Wie soll da eine Verfolgung stattgefunden haben?
Der Festgenommene war nach Stimme-Informationen zuletzt arbeitslos. Nach Angaben von Bürgern im Ort soll er früher mal mit dem Verkauf von Holz Geld verdient haben. "Er war immer hilfsbereit. Es ist alles so traurig", sagt eine weitere Nachbarin. Sie berichtet, dass ihre Familie mit Holz heize und deshalb viel Holz lagere. Die Angst, das nächste Opfer einer Brandstiftung zu sein, war groß. Bei jedem kleinen Geräusch ist ein weiterer Nachbar in den letzten Nächten aufgewacht. Sofort hat er nachgeschaut, "ob mit dem Holzschuppen alles in Ordnung ist". Er ist erleichtert, dass ein mutmaßlicher Brandstifter verhaftet wurde. Dass es ein Nachbar ist, machte ihn zunächst sprachlos. Als "nett, friedlich, ein bisschen eigenartig", stuft er ihn ein.
Ermittler prüfen Spuren Dass der 26-Jährige auch für die anderen Brände verantwortlich ist, schließt der Staatsanwalt nicht aus. Beweise gibt es derzeit nicht. Jetzt prüfen die Ermittler die gesammelten Spuren an den Tatorten auf Zusammenhänge. In der Wohnung des Festgenommenen fanden sie außer einigen Feuerzeugen nichts Verdächtiges.
Der junge Mann sei öfter nachts durch den Ort gezogen, ist in Untergriesheim zu hören. Er könnte das Gartenhaus der Eltern angezündet haben, um von sich abzulenken, vermuten einige Bürger. Feuerwehrchef Kurt Semen ist vorsichtig. "Wir hoffen, dass die Brandserie nun zu Ende ist." Nach drei Nachteinsätzen in fünf Tagen haben auch die Feuerwehrkräfte einige Schlafdefizite.