Den frühen Morgen des 15. Dezember 2003 wird sie nie vergessen, da ist sich Petra Volz sicher. „Das Datum ist für mich so prägnant.“ Die 52-Jährige betreibt mit ihrem Mann einen Schreibwarenladen in der Bad Wimpfener Hauptstraße, in dem Haus, neben dem vor rund zehn Jahren noch das wegen seiner guten Küche weit über die Grenzen der Region hinaus bekannte Hotel Sonne stand. In eben jener Nacht auf den 15. Dezember brannte das Hotel mit Restaurant bis auf die Grundmauern nieder. Ein Schmuckstück der historischen Stadt, ein Fachwerkgebäude aus dem 16. Jahrhundert, fehlt seither in der Altstadtfassade.
Fassungslos Um 4.14 Uhr bemerkte eine Zeitungsausträgerin der Heilbronner Stimme den Brand. Reinhold Korb, der damalige Feuerwehrkommandant in Bad Wimpfen erinnert sich noch gut an die Alarmmeldung: „Was wenn Hotelgäste und Personal im Gebäude sind?“, beschreibt Korb, was er damals dachte. Nur vier Minuten nach Alarmierung war die Feuerwehr vor Ort. „Die Flammen schlugen aus dem Restaurantbereich in Richtung Hauptstraße“, sagt Korb. Bis die Kollegen die Leiter ausgefahren hatten, habe das gesamte Gebäude in Flammen gestanden. „Dass sich ein Brand so schnell ausbreitet, das habe ich noch nie erlebt“, sagt Korb. Drei Tage lang löschte die Bad Wimpfener Wehr unterstützt von Kollegen aus Neckarsulm und Bad Rappenau, bis das teilweise mit Stroh und anderen Naturstoffen gebaute Haus nicht mehr glimmte.
Schreibwarenladenbesitzerin Petra Volz erfährt damals gegen 6 Uhr per Telefon davon, dass die Sonne und inzwischen auch ihr Dachstuhl brennen. „Das kann man gar nicht richtig glauben, wenn man so etwas hört“, erinnert sie sich. Als die Hausbesitzerin wenig später vor ihrem Laden steht, ist sie fassungslos. „Das Hotel hat lichterloh gebrannt.“ Die Scheiben zu ihrem Geschäft hatten Feuerwehrleute eingeschlagen, sind durch den Laden in die darüber liegenden Wohnungen geklettert, um von dort den Brand einzudämmen. „Die sind auf die Betten unserer Mieter gestiegen und haben ein Loch in die Außenwand geschlagen“, erzählt Volz. Die Polizei habe ihre Mieter aus dem Gebäude geholt. „Einer stand plötzlich barfuß auf der Straße, das war ein Schock.“ Ein Seelsorger sei Gott sei Dank gleich zur Stelle gewesen.
Notfallplan Dass der Notfallplan gut funktioniert, hat auch Reinhold Korb als positive Bilanz aus dem Schreck-Erlebnis im Dezember 2003 gezogen. „Es gab keine Verletzten und die angrenzenden Altstadthäuser konnten gesichert werden“, berichtet der heutige Rentner nicht ohne Stolz. Ein Riesenglück sei gewesen, dass das Hotel einen Tag nach dem Touristenmagneten Altdeutscher Weihnachtsmarkt komplett leer stand. „Alle Gäste waren schon abgereist“, sagt Korb. Sobald der Besitzer Udo Schachtsiek ihm in jener Nacht „hundertprozentig versicherte, dass niemand im Haus ist“, hat Korb auch seine Männer aus dem einsturzgefährdeten und brennenden Haus geholt. „Einen musste ich am Schlauch herausziehen, damit er sich nicht weiter in Gefahr begibt“, erinnert sich der 67-Jährige.
Heute parken in der Lücke, welche die Sonne hinterlassen hat, Gäste des Restaurants Friedrich und der Weinstube Feyerabend, die auch die Familie Schachtsiek betreibt.
Bild 1: Innerhalb weniger Minuten stand das Hotel Sonne komplett in Flammen. Die Flammen hatte sich durch das Treppenhaus, wie in einem Kamin befeuert, in kürzester Zeit bis auf das Dach ausgebreitet. Die Brandursache wurde nie gefunden. (Foto: Dirks)
Bild 2: Der damalige Kommandant der Bad Wimpfener Wehr, Reinhold Korb, zeigt heute die Stelle an der Ecke Schul- und Hauptstraße, wo das Hotel stand. (Foto: Sara Furtwängler)