Aus der Verwaltungsstelle Wimmental dringt Rauch, da wegen einer defekten Elektroheizung im ersten Obergeschoss ein Brand ausgebrochen ist. Im Inneren sind fünf Jugendliche eingeschlossen, die gerade eine Besichtigungstour machen wollten. Das war Teil eins des \"Drehbuchs\", das Gesamtkommandant Lajosch Miklosch für die Hauptübung aller Weinsberger Feuerwehrabteilungen geschrieben hatte.
Als um 14.10 Uhr die Sirene schrillt, hat sich auf dem Dorfplatz schon eine ganze Reihe Schaulustiger eingefunden. Noch bevor das erste Feuerwehrfahrzeug vier Minuten später eintrifft, gibt Jan-Matteo seinen Freunden Auskunft. \"Das geht bis heute Abend, und das Rote Kreuz kommt auch noch\", weiß der Sohn eines Feuerwehrmannes.
Steckleiter Dann beobachten die Buben interessiert, wie die Wimmentaler Floriansjünger per Steckleiter die ersten \"Brandopfer\" aus dem Fenster bergen. Andere Kameraden rollen Schläuche aus oder gehen mit schwerem Atemschutzgerät ins Haus. Per Drehleiter werden drei \"Verletzte\" aus dem zweiten Obergeschoss geborgen, einer davon auf einer Trage liegend.
Noch bevor die letzte Wehr aus dem weiter entfernten Gellmersbach eintrifft, passiert Teil zwei des Drehbuchs. Zwei Gaffer im Pkw haben vor lauter Sensationsgier einen Traktor übersehen und sind mit der Frontscheibe und dem Dach in dessen Schaufel reingeknallt. Eine weitere sehr heikle Aufgabe also für die Feuerwehr und das Rote Kreuz, die die Verletzten nur mit der Spreizschere aus dem Fahrzeug heraus befreien können. Unterdessen wird eine Wasserverbindung aufgebaut zum nahe gelegenen Sülzbach, der dafür extra angestaut wird.
Funkenflug Für Miklosch ist das aber immer noch nicht genügend Übungsstoff, also hat er auch noch Funkenflug in Richtung Kirche und einen Brand im Kirchturm ins Szenario eingebaut. \"Ich bin mal gespannt, wann sie merken, dass auch von dort Rauch kommt\", erklärt er am Rande des Geschehens. Lange muss er nicht warten, bis auch dort Atemschutzträger zur Erkundung und zum Löschangriff unterwegs sind. Im Turm werden sie sogar fündig und bergen ein weiteres Opfer, das dort gerade zur Reparatur des Geläutes unterwegs war.
Neben Miklosch beobachtet auch Bürgermeister Stefan Thoma die Szene interessiert. Mit der Wehr ist er zufrieden. Die Begrüßung, die ihm ein Wimmentaler Bürger bot, hat ihm weniger gefallen. \"Der hat gesagt, die sollen das alte Gelump abbrennen lassen\", empört sich Thoma, der weiß, wie viel die jüngste Sanierung des historischen Fachwerkhauses gekostet hat. Das Ziel der Übung ist nach der Meldung \"Feuer aus\" erreicht. Die Wehrleute haben die örtlichen Gegebenheiten kennengelernt und gemerkt, wie schwierig das Manövrieren in der engen Ortsmitte ist.
Immerhin waren 60 Feuerwehrmänner mit elf Fahrzeugen sowie sechs Rotkreuzler mit zwei Fahrzeugen vor Ort. Defizite hat Miklosch allerdings beobachtet beim Funkverkehr. In der anschließenden Lagebesprechung im Magazin werden diese Details angesprochen.
Bild: Schwierig ist die Rettung der Personen im Fahrzeug bei der Übung der Weinsberger Feuerwehr. Die Einsatzkräfte sind aber auch bei der Brandlöschung gefordert. Insgesamt 60 Leute sind bei der Hauptübung im Einsatz. Foto: Karin Freudenberger