Es ist um kurz nach 4.32 Uhr, als Benjamin Kurz auf dem Weg zur Feuerwache an der brennenden Tanzschule in der Neckarsulmer Spitalstraße vorbeifährt. Weil er dort vor einigen Jahren selbst Tanzschüler war, weiß er: Das Ehepaar Schell wohnt doch da auch. Also entscheidet er sich, zu stoppen und zu klingeln – und verhindert möglicherweise Schlimmeres.
„Ich habe mich gewundert, dass noch niemand draußen steht“, sagt Feuerwehrmann Kurz, 27 Jahre alt, rückblickend. Und tatsächlich: Das Ehepaar Schell hatte zu diesem Zeitpunkt noch nicht bemerkt, dass ihr Haus brennt. „Wir sind froh, dass das so gelaufen ist“, sagt Evelyn Schell.
Ursache
Die Ursache des Brandes ist noch völlig unklar, die Flammen zogen sich über drei Stockwerke. Nach ersten Schätzungen der Feuerwehr beläuft sich der Sachschaden auf rund 250.000 Euro. Offenbar ging das Feuer von vor dem Wohnhaus gelagerten Gegenstände aus, darunter auch Autoreifen. Der Brand griff zunächst auf eine Hecke und einen abgestellten Wohnwagen über, danach auf das angrenzende Gebäude.
„Wir müssen jetzt erst mal wieder zur Ruhe kommen“, sagt Evelyn Schell, die zusammen mit ihrem Mann die Tanzschule führt. Sie sind am Donnerstagmorgen wenige Stunden nach dem Brand bereits mit Aufräumarbeiten beschäftigt und noch immer geschockt.Sie müssen nun erst mal ihr Wohnhaus verlassen. Die Heizungsrohre sind vom Feuer zerstört worden, es gibt keinen Strom. In der Übergangszeit werden sie bei den Schwiegereltern wohnen.
Tanzschule
Auch der Betrieb der Tanzschule muss zunächst eingestellt werden. „Gleich heute Mittag hätten wir den nächsten Kurs gehabt“, sagt Evelyn Schell. Aber die Leute hätten Verständnis für die Situation. „Wir haben schon in der Nacht viele Hilfsangebote bekommen, unseren Nachbarn stehen uns bei.“ Und am Morgen hätten einige Tanzschüler gefragt, ob sie helfen könnten.
Zufall
Letztlich war es Zufall, dass Feuerwehrmann Benjamin Kurz den Brand bei der Fahrt zur Feuerwache bemerkt hatte. Kollegen von ihm sind die gleiche Strecke gefahren, hatten aber vor lauter Hektik nichts bemerkt. „Man muss ja auf die Straße achten“, sagt einer – und wenn ein Alarm eingeht, heißt es für die Feuerwehrmänner nur eines: ab zur Feuerwache. Wo der Brand ausgebrochen ist, bekommen sie erst dort mitgeteilt. Kurz will jetzt allerdings auch nicht zu viel Lob abbekommen: „Ich habe ja nur die Klingel gedrückt.“ Außerdem seien die Bewohner bereits halb wach gewesen. Sie hätten einen lauten Schlag vernommen und spekuliert, dass es sich um eine Dachlawine handelt.
Das Haus in der Spitalstraße ist glücklicherweise nur wenige hundert Meter von der Feuerwache entfernt, so dass die Feuerwehrmänner sehr schnell am Einsatzort waren, mit 37 Mann und neun Fahrzeugen.
Ermittlungen dauern an
Wie die Polizei am Nachmittag mitteilte, ist die Brandursache bislang unklar. Es gibt keine Hinweise auf eine eventuelle Brandstiftung. Ein Brandsachverständiger wurde hinzugezogen; die Ermittlungen dauern an.